Eau de Toilette »Mitsouko« von Guerlain, 30 ml um 40 Euro.
Kaum ein Parfumstammhaus löst bei seinen Anhängern und Trägern derlei konvulsivische Emotionen aus wie Guerlain. Als der Flakon von »Vetiver« vor ein paar Jahren verändert und so auch – ja, wie man leider sagen muss – mehr als unschön modernisiert wurde, litt nicht nur ich beim Anblick der grün gefüllten Riffelglasskulptur auf dem Waschtisch etwa sieben Wochen lang unter unkontrollierbar auftretenden Weinkrämpfen. Das mag daran liegen, dass die Parfums selbst so stark mit Gefühlen aufgeladen sind. Als der empfindsame Jacques Guerlain 1919 »Mitsouko« (japanisch: Geheimnis / Eau de Toilette 30 ml um 40 Euro) entwirft, hat er die von Claude Farrère in dem Roman La Bataille beschriebene Liebesgeschichte vor Augen: Zerrissen zwischen Mann (japanischer Admiral) und heimlichem Liebhaber (englischer Offizier) sieht die Dame Mitsouko 1905 den Krieg zwischen Japan und Russland ausbrechen. Der gleichnamige Duft narkotisiert noch heute wie ein bis zur Ohnmacht eingesogener Handkuss aus Weihrauch und Talkum, im Angesicht von Liebe und Tod: Aus Eichenmoos und Hölzern lösen sich Pfirsich und Jasmin, um in Bergamotte zu erblühen. Ganz alte Schule.