»Prada Man«

Erinnerungen können nicht warten. So sie mit Düften verbunden sind, überfallen sie einen wie Spätsommergewitter aus heiterem Himmel, alles Blut strömt in die Nase und das limbische System zwingt uns in die Knie. Als ich »Prada Man« (100 ml Eau de Toilette Spray Deluxe um 87 Euro) zum ersten Mal auf mein Handgelenk aufsprühte, war ich augenblicklich genau 19 Jahre alt, stand am morgendlichen Strand der Insel Juist und suchte nach den Spuren einer durchküssten Nacht. Es war der Abreisetag, ich würde sie vielleicht nie wiedersehen. Mein in Türkistönen gehaltener Norwegerpullover von Benetton aber hatte die zentrale Note ihres Parfums konserviert, sodass ich ihn sofort sorgsam in seine grüne Signature-Tüte bettete und die Kordel zuzog, um mich zu Hause auf die Suche nach dem Duft zu begeben. Doch keine Parfümerie konnte helfen, ich fand nie heraus, was sie trug. Nun weiß ich endlich durch »Prada Man«, was in ihrem Parfum hätte sein können: Labdanum-Harz vom Mittelmeer, Patschuliblättchen aus Indonesien, Kardamom aus Guatemala und Safran aus Spanien. Danke, Signora Prada, der Zerstäuber Ihres Flakons wird von nun an meine Erinnerung auffrischen.