Vierwaldstättersee

Früher wohnte ich mit Till in einer WG, vier Jahre ist das her, inzwischen sehen wir uns nicht mehr so oft. Als er mir am Telefon erzählt, dass er vielleicht ein Jobangebot in Brasilien annehmen will, höre ich an seiner Stimme, wie er hadert. Warum das nicht in Ruhe, von Angesicht zu Angesicht besprechen? Das PARK HOTEL WEGGIS am Vierwaldstättersee erweist sich als idealer Platz: Die brasilianische Fußballmannschaft stieg in den zwei Vorbereitungswochen vor der WM hier ab und der Ort ist immer noch brasilianisch beflaggt. Die Palmen am Seeufer halten wir zuerst ebenfalls für Begrüßungsdeko, wollen sie doch gar nicht zu den schneebedeckten Bergen im Hintergrund passen. Doch eine freundliche Einheimische klärt uns auf: Da die Rigi, ein Felsmassiv oberhalb von Weggis, die Sonnenwärme reflektiert, entsteht ein Mikroklima, das die Palmen sogar im Winter überleben lässt. Wir fahren mit dem Dampfschiff über den See nach Luzern, vorbei an der RÜTLIWIESE, auf der 1291 die Schweiz gegründet wurde. Da das Wetter zu gut für einen Besuch im Picasso- oder Wagner-Museum ist, setzen wir uns am Rathausquai vor den Schwibbögen der RATHAUS BRAUEREI in die Sonne – 1:0 für den brasilianischen Lebensstil. Beim Traditionsgeschäft BUCHERER sehen wir uns anschließend die neuesten Schweizer Uhren an. Dass Till sich keine kauft, werte ich insgeheim als Hinweis auf eine innere Abkehr von der deutschen Pünktlichkeit. Mit einer Großpackung LOZÄRNER RÄGETRÖPFLI, Pralinen in Regentropfenform der mehrfach preisgekrönten Kon-ditorei HEINI im Gepäck, machen wir uns am Samstag auf den Weg zum BÜRGENSTOCK, einem Zauberberg-artigen Nobelkurort hoch über dem See. Den spektakulären Felsenweg säumen perfekt positionier-te Bänke und der Hammetschwand-Lift katapultiert uns schließlich die letzten Meter zum Aussichtsplateau empor. In der spätgotischen KAPELLE auf dem Bürgenstock heiratete 1954 übrigens Audrey Hepburn den Regisseur Mel Ferrer, mit dem sie die Flitterwochen hier gleich bis 1960 verlängerte. Abends geht es »in den Ausgang«, wie die Schweizer das Nachtleben so reizend nennen. Wir landen im LOFT, Latinbeats pumpen aus den Boxen – ein weiteres probrasilianisches Zeichen? Den verregneten Sonntag verbringen wir in einem der SPACOTTAGES des Parkhotels: Hütten, in denen man einen komplett ausgestatteten Wellnessbereich ganz für sich allein hat. Durch die völlige Entspannung bin ich jedoch keine große Hilfe in der fortgesetzten Auswanderungsdebatte, da ich ständig einschlafe. Später fahren wir noch in das VERKEHRSHAUS nach Luzern, wo wir uns im Flugsimulator darin überbieten, wer den Düsenjäger noch schneller und senkrecht in den Boden rammen kann. Kurz vor unserer Rückreise will Till noch Käse kaufen, ein riesiges Stück SBRINZ – eine drei Jahre gereifte, würzige Spezialität, traditionell von Hand in Kupferkesseln hergestellt.Als ob die Verkäuferin Tills endgültige Entscheidung schon in seinen Gedanken lesen könnte, sagt sie zu ihm: »Ich pack Ihnen das mal lieber luftdicht ein – dann können Sie es um die halbe Welt mitnehmen.«WOHNEN Park Hotel Weggis, Hertensteinstr. 34, Weggis, 0041/41/392 05 05, www.phw.ch, DZ ab 107 €. ESSEN Rathaus Brauerei, Unter der Egg 2, Luzern, 041/410 52 57; The Grape, Seestraße 60, Weggis, 041/ 392 07 07; Hotel Restaurant Wilden Mann, Bahnhofstraße 30, Luzern, 041/210 16 66. EINKAUFEN Uhren Bucherer, Schwanenplatz 5, Luzern, 041/369 77 00; Chäs Barmettler, Hertensteinstr. 2, Luzern; Conditorei Heini, Am Falkenplatz, Luzern, www.heini.ch. CLUB The Loft, Haldenstr. 21, Luzern, www.theloft.ch.