Was haben Madonna und Obama gemeinsam?

Eigentlich sollen sie die Welt retten oder ein neues Album einspielen. Doch neuerdings schreiben Prominente lieber Geschichten als Geschichte.

Barack Obama hat ein Kinderbuch geschrieben. Es heißt Of Thee I Sing: A Letter to My Daughters (ab dem 16. November dürfen wirs trotzdem alle lesen). Nun: Der Mann kann schreiben, das hat er schon zweimal bewiesen, und er hat was zu sagen. Außerdem wurde das Buch vor seiner Amtszeit verfasst, Fragezeichen Nummer eins ist also erledigt. Bleibt aber doch Fragezeichen Nummer zwei: Warum? Warum verspüren so viele – nicht in erster Linie für ihre Schreibkunst – berühmte Menschen unweigerlich irgendwann den Drang, ein Kinderbuch zu schreiben?

Denn Barack Obama reiht sich ja ein in eine Promi-Galerie, die jeglicher Stringenz entbehrt. Hier nur ein paar Beispiele: Madonna. Will Smith. Til Schweiger. Billy Crystal. John Travolta. Snoop Dogg. Nena. Whoopi Goldberg. Jamie Lee Curtis. Ben Becker. Julianne Moore. Franziska van Almsick. Jerry Seinfeld. Königin Rania von Jordanien. Katie Price. Madonna, die Frau, die sich den Sinn für Humor hat lahmspritzen lassen? Ben Knapp-unter-Überdosis Becker? Katie Price, die mit den Titten? Ja echt? Warum denn bloß?

Es fällt auf: Alle diese Menschen haben Kinder. Da scheint es einen Zusammenhang zu geben. Vielleicht ist es ein Reflex der Elternschaft, dass man plötzlich das Bedürfnis verspürt, nicht nur die eigenen, sondern ganz generell Kinder zu unterhalten? Sie zu erziehen? Es ist allerdings doch eher fragwürdig, wenn erwachsene Menschen auch nach dem literarischen Abstillen noch nicht genug haben von Geschichten über Ponys, Räuber und sprechende Gegenstände. Und: Essen tun ja auch alle diese Menschen, und doch hat keiner von ihnen einen Restaurantführer geschrieben, oder?

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Vielleicht denken diese Menschen tatsächlich, sie hätten der Kinderwelt etwas wirklich Essenzielles mitzuteilen. Davon muss man ausgehen, und ein Querschnitt durch die Kinderwerke von Promis zeigt, dass »das Essenzielle« bei ziemlich vielen dasselbe ist: die Bewältigung des Andersseins. Manchmal sympathisch und offensichtlich autobiografisch wie bei Julianne Moore (Mädchen wird gehänselt wegen Sommersprossen), manchmal peinlich wie bei Madonna (Mädchen wird gehänselt, weil es zu schön ist).

Nein, man sollte sich wohl nichts vormachen: Auch wenn einige löbliche Ausnahmen die Einnahmen spenden, ist es wahrscheinlich einfach leicht verdientes Geld. Ein Kinderbuch zu schreiben ist, mit Verlaub, nicht so aufwendig. Eins schreiben zu lassen noch viel weniger. Das Kinderbuch wäre also das Parfum der Promis, die nicht ganz so oberflächlich daherkommen wollen.

Foto: dpa