Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte & Touche hat auch dieses Jahr wieder untersucht, wie es finanziell so steht um Weihnachten. Das Ergebnis: Nicht schlecht. Optimistische Stimmung. Krise vorbei, das will bewiesen und gefeiert werden mit großzügiger Bescherung, etwa 300 Euro wollen die Deutschen durchschnittlich für Geschenke ausgeben (übrigens: Die Iren liegen ganz weit vorn mit rund 1000 Euro). Was man sich wünscht: Bücher, offenbar für immer auf Platz Nummer eins der Wunschliste, zumindest in dieser Studie. Was man kriegt: Gutscheine, erstmals der Spitzenreiter unter den Weihnachtsgeschenken. Das ist eigentlich ein seltsames Ergebnis. Denn erstens: Echt, Bücher? Ganz zuoberst auf der Wunschliste in einem Land, in dem jeder Vierte nie ein Buch liest, in dem Fernseher, Telefon, Internet, sogar Radio bei Umfragen zur Mediennutzung deutlich vor Büchern liegen (Studie Lesen in Deutschland 2008)? Ist das nicht vielleicht eher die einfachste Antwort bei einer Umfrage?
Ein Buch, das ist preislich nicht vermessen und klingt einfach gut. Bloß: Wer sich »ein Buch« wünscht, der interessiert sich so wenig für Literatur, wie jener für Mode übrig hat, der sich »einen Pulli« wünscht. Und zweitens: Echt, Gutscheine? Ein ideales Geschenk sagt: Du bist mir nah, ich kenne dich, deshalb weiß ich, womit ich dir eine Freude machen kann. Ein Gutschein sagt etwas anderes. Der selbst gemachte (»Gutschein für eine Rückenmassage«) sagt entweder, dass der Schenkende es vergessen hat, irgendwas zu besorgen, oder einfach sehr, sehr knausrig ist - und das auch, wenn der Gutschein für etwas Teureres ausgestellt ist wie, sagen wir, einen Fahrsicherheitskurs; denn der Schenkende hofft mit durchaus guten Aussichten darauf, dass es dem Beschenkten zu blöd ist, den Gutschein einzulösen, oder er es einfach vergisst. Den Löwenanteil der dieses Jahr verschenkten Gutscheine werden aber natürlich Einkaufsgutscheine ausmachen, sie hängen an der Kasse bei Supermärkten, Tankstellen, Drogerien und sie sagen Folgendes: So viel (50 Euro, in Worten: fünfzig Euro) bist du mir wert. Ich wollte dir kein Geld schenken, das war mir zu unpersönlich. Aber etwas für dich auszusuchen, das war mir zu persönlich. Also mach’s bitte selber, ich bezahle.
Ist das die Kapitulation vor der hyperindividualisierten Multioptionsgesellschaft? Unpersönliche Geschenke? Obwohl auch bei Gutscheinen noch ein minimaler Aussagespielraum gegeben ist: Denn ob von der Boutique oder von Tengelmann bedeutet in dieser Konstellation nichts weniger als: »Ich schenk dir den Luxus, den du verdienst« oder: »Jetzt musst du dein Mehl/Benzin/Klopapier ausnahmsweise nicht selber bezahlen«. Hurra.