SZ-Magazin: Wie lange wohnen Sie in schon Ihrer Wohnung?
Otto Sander: 37 Jahre. Meine Frau und ich mussten damals eine neue Bleibe suchen, wegen der beiden Kinder, die sie mitgebracht hat.
Monika Hansen: Das war 1974. Klaus Wagenbach, der in der Wohnung gegenüber wohnte, hat sie uns vermittelt.
Wie riecht Berlin, dort wo Sie wohnen?
Hansen: Noch ganz gut.
Sander: Im Frühling nach Lindenblüten, die unsere Straße säumen.
Gibt es ein Möbel, das Ihnen ans Herz gewachsen ist?
Hansen: Das große Sofa, auf dem es sich schon die dritte Generation gemütlich macht.
Sander: Der Küchentisch, den hatte ich vorher schon. Den hab ich Ende der Sechzigerjahre auf dem Sperrmüll gekauft.
Gibt es Pflanzen in Ihrer Wohnung?
Sander: Ja, eine Palme. Die ist noch von meiner Stieftochter Meret. Die hat sie mal bei einem Film bekommen. Das ist aber schon zwanzig, dreißig Jahre her. Die Palme lebt aber immer noch und wird immer größer.
In welchem Raum halten Sie sich bevorzugt auf?
Sander: In der Küche. Da trifft man sich. Wenn Besuch kommt – erst mal in die Küche einen Tee trinken.
Wer kocht?
Sander: Meine Frau. Ich kann das nicht. Wenn sie nicht da ist, dann gehe ich essen. Wobei: Ein Spiegelei krieg ich gerade noch hin.
Hansen: Einmal hat er gekocht. Dann habe ich ihm Schürze und Kochmütze geschenkt. Da wars aus.
Haben Sie Haustiere?
Sander: Nein. Hatten wir mal, als die Kinder noch im Haus waren: Kanarienvögel, weiße Mäuse, zwei Katzen. Wenn eins starb, haben wir es im Hinterhof begraben.
Was sehen Sie, wenn Sie aus dem Schlafzimmer schauen?
Sander: Wenn ich im Bett liege, den Himmel. Wenn ich aufstehe, zwei grün bewachsene Berliner Hinterhöfe.
Was kommt Ihnen nicht ins Haus?
Hansen: Gardinen.
Was hören Sie, wenn Sie das Fenster aufmachen?
Sander: Meistens irgendwelche Gespräche über Parkplatzprobleme. Oder Krähen, Tauben, Kohlmeisen.
Klingt, als wären Sie ein Vogelkenner.
Sander: Ja, ich bin zwar kein Ornithologe, aber Vögel mag ich. Wir hatten auch mal ein Grünfinkennest auf dem Balkon, aber das haben die Katzen dann vernichtet.
Es gibt ein Klavier bei Ihnen. Wer spielt?
Sander: Meret, wenn sie uns besucht. Da habe ich mal eine Wette mit ihr verloren, und dann hat sie ein Klavier bekommen.
Um was ging die Wette?
Sander: Meret war sieben Jahre alt damals. Ich hab mit ihr gewettet, dass ich vier Monate lang keinen Alkohol trinke. Am letzten Tag dann habe ich ein Glas Bier getrunken. Sie hat mich ertappt, und dann gab’s ein Klavier. Es war ein gebrochenes Versprechen, aber mit Absicht.
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Otto Sander, 69, Schauspieler (Der Himmel über Berlin), und Monika Hansen, 68, Schauspielerin (KDD), wohnen seit 37 Jahren in einem klassischen Altbau in Schöneberg mit ratterndem Eisengitteraufzug. Monika Hansens Kinder aus erster Ehe, Ben und Meret Becker, wurden hier groß, sind allerdings längst aus dem Haus.
Fotos: Todd Selby