Das Kinderzimmer ist das Zimmer des Kindes. Doch natürlich gestalten es zunächst Erwachsene. Hier gibt es zwei Schulen: eine zum Rest der stilvollen Wohnung passende Sachlichkeit oder die sektkorkenhaft aus dem Rahmen knallende Verspieltheit. Beiden Einrichtungsstilen wohnt eine Hoffnung inne. Im ersten Fall soll der Raum das Bewusstsein prägen. Wenn Kinder zwischen weißen Wänden und anthrazitfarbenen Hochbetten niederländischer Designerduos aufwachsen, werden sie später, hofft man, genauso geradlinig im Denken und können mit ihrer Vernunft letztlich die Welt retten. Im anderen Fall gestaltet man den Raum entsprechend eines imaginierten Kinderbewusstseins. Demzufolge gehören Kinder in ein Småland voller Verkehrsspielteppiche, Spieltunnels und Eulen-Wand-Tattoos in allen natürlichen und unnatürlichen Farben. Man hofft, auf diese Weise die Kinderseele zu bewahren, welche, Sie ahnen es, letztlich die Welt rettet. Für beide Elterngruppen beginnt damit aber nur der schmerzliche Lernprozess, dass es im Kinderzimmer bloß einen Innenarchitekten gibt. Kleine Sticker, Kugelschreiber, spitze Gegenstände, Kaugummis, abstehende Tapetenfetzen und Boateng- oder Beyoncé-Poster sind seine Gestaltungsmittel. Das als Eltern auszuhalten, ist Weltretten im privaten Maßstab. Mehr sollte man von seinem Kind nicht wollen.
Piekfein: Aufbewahrungsgefäß »Cactus Storage Jar« aus Porzellan. howkapow.com
Großmaul: »Nilpferd«-Korb. zarahome.com
Zimmer mit Aussicht: »Brunos Baumhausbett« für Kinder ab zwei Jahren. debreuyn.de
Für Höhlenbewohner: Zelt »Iglu« für Play+, von Harri Koskinen. plaipiu.it
Zwei Tische der Serie »Pang« von Hub Design ergeben zusammen eine benutzbare Tischtennisplatte. skitsch.com
Hoppe, hoppe: Schaukelpferd »Furia« aus gebogenem Rundholz, von Front. gebruederthonetvienna.com
Fotos: Laurie Wilson / Gather West Photography, Marc Eggimann, Massimo Pessina, Tulio Deorsola