Nie hätte ich mir träumen lassen, dass es jemals ein »Zuviel« geben könnte in der erhabenen Welt des Artifiziellen. Nineties-Idol Tom Ford, seit seinem spektakulären Ausstieg bei Gucci der wohl berühmteste Jobsuchende der Welt, tritt nun mit seiner neuesten ABM den Beweis für das Gegenteil an. Mit dem Parfum »Black Orchid« (100 ml um 107 Euro), das er um die vormals rein züchterisch unmögliche schwarze Blume des Bösen schuf, hat Ford sein aktuelles Role-Model endlich gefunden: in der Romanfigur Des Esseintes aus Huysmans’ Dekadenzfibel »Gegen den Strich«, der zum Diner »anlässlich einer vorübergehend erloschenen Männlichkeit« nur schwarze Speisen auftischen lässt. Auch »Black Orchid« blüht in einer monochromen Welt aus Johannisbeeren, Pfeffer und Trüffel im Lalique-Rippglas-Flakon, der durch das Tom-Ford-Logo in 23-Karat-Goldauflage zum Bonsai-Grabstein mutiert. Dessen Inschrift lautet: »Hier liegt eine blöde Idee namens Luxus, die so düster und blumig riechen wollte wie die späte Julie Christie.« Wollte.