Unerwünschte Pflanzen nennen wir Unkraut. Welche Pflanzen das sind, entscheidet der Geschmack. Beim Löwenzahn scheint der Fall klar. Die Pflanze breitet sich rasend aus, verdrängt empfindlichere Verwandte und ist ob ihrer zähen Pfahlwurzeln nur schwer zu entfernen. Schneiden Sie aber die Blätter einer Löwenzahnpflanze sorgfältig ab, stülpen Sie einen Blumentopf über die Pflanze und dichten alle Ritzen ab, durch die Licht unter den Topf gelangen könnte – so können Sie nach wenigen Tagen wunderbar milden, gebleichten Löwenzahnsalat ernten. Falls Sie solche Maßnahmen als Pflanzenfolter verurteilen, spähen Sie im Frühjahr nach den allerersten Löwenzahnspitzen, die aus einem Maulwurfshügel ragen. Darunter finden Sie die natürlich gebleichten Blätter. Löwenzahnknospen können Sie mit etwas Knoblauch und Olivenöl braten oder dünsten, vielleicht die geschmackvollste Art, die Pflanze an weiterer Verbreitung zu hindern. Ich empfehle: Freispruch für Taraxacum.Beim Gänseblümchen ist die Lage nicht eindeutig: Im Fußballrasen hat es nichts zu suchen, auf der Wiese dagegen stört es niemanden. Glockenblumen scheinen a priori zu den Guten zu gehören. Spätestens seit dem 19. Jahrhundert zeichnen Kinder und Illustratoren gerne Elfen mit Glockenblumenhütchen. Die blaue Blüte ist ein Symbol für zarte Reinheit – die meisten Glockenblumen breiten sich aber mithilfe von unterirdischen Trieben schnell aus. Solange beide Pflanzen so wohlschmeckende Blüten für meinen Salat liefern, dürfen sie von mir aus wachsen, wo sie wollen.Vogelmiere ist mein Lieblingsunkraut. Auf lockerer, humusreicher Gartenerde bildet sie bodendeckende hellgrüne Teppiche. Sie wächst sehr schnell, lässt sich aber ebenso schnell wieder herausreißen, besser gesagt: ernten. Das Kraut mit den kleinen, eiförmig-spitzen Blättchen, die sehr nahe am Stängel sitzen, schmeckt nach rohem jungem Mais. Ob Blätter, Stiel oder Knospen, die Pflanze gehört in jeden Salat!Dass Sie junge Brennnesselspitzen wie Spinat dünsten können, haben Sie wahrscheinlich schon gehört. Auch frittiert und leicht gesalzen schmecken die Blättchen sehr gut. Sobald die Pflanzen größer geworden sind, lohnt es sich, die Blüten zu sammeln. Der Münchner Koch Manuel Reheis hat dafür ein ganz neues Rezept erfunden. BRENNESSELRAVIOLIEine Handvoll Brennnesselblüten von den Blütenständen streifen (am besten mit Handschuhen). 300 g Mehl mit 3 Eiern zu einem Nudelteig kneten. Die Blüten und 1 geschälte Knoblauchzehe mit 1 EL Butter 1 Minute heiß dünsten, vom Herd nehmen und mit 250 g Ricotta, 1 Ei und 40 g geriebenem Parmesan verrühren, abschmecken. Nudelteig 1 Millimeter dünn ausrollen, 8 Zentimeter große Kreise ausstechen. Auf jeden Kreis 1 TL Füllung geben, die Teigränder mit wenig Wasser bestreichen, zusammenklappen und mit den Fingern andrücken. Zirka 5 Minuten bissfest kochen. 3 EL Butter aufschäumen, 2 EL Holunderblütensirup dazugeben, die abgetropften Teigtaschen in der Butter schwenken.