SZ-Magazin: Frau Bundeskanzlerin, alle schreiben und reden und streiten vierzig Jahre danach wieder einmal über 1968. Und kaum einer fragt, was damals im Osten des Landes los war oder in Prag. Ärgert Sie das?
Angela Merkel: Es wundert mich, und unabhängig davon waren die Ereignisse des Jahres 1968 ja nicht spezifisch deutsch, sondern es gab eine internationale Bewegung, die erste globale, westliche Bewegung. Sie hatte zwar auch eine eigene deutsche Ausprägung, ist aber nicht in Deutschland entstanden. Diese internationale Entwicklung hatte verschiedene Triebkräfte, von denen in der Bundesrepublik die wichtigste möglicherweise auch etwas mit der Entwicklung des Wohlstands der Nachkriegszeit zu tun hatte.
Der Wohlstand?
Ich meine das so, dass eine wichtige Voraussetzung für 1968 ja erst mal war, dass man, anders als in den Jahren nach dem Krieg, nicht mehr jeden Abend Hunger hatte, dass man materiell aus dem Gröbsten raus war, dass die Grundstrukturen der Bundesrepublik geschaffen waren. Nun hatte zum ersten Mal eine junge Generation den Kopf frei, sich um neue gesellschaftliche Fragen zu kümmern. Und natürlich hat dann vor allem der Vietnamkrieg eine große Bedeutung gehabt. Es gab immer mehr Fernsehgeräte, sodass die Bilder vom Krieg für viele präsenter waren als jemals zuvor in der Geschichte. Auch die Erfindung der Pille hat in der Diskussion natürlich eine Rolle gespielt. Das alles hat letztlich zu den Veränderungen geführt, die wir unter dem Schlagwort »68« kennen. Diese Bewegung gab es in Amerika, in Frankreich, in Deutschland, im Übrigen aber auch in Osteuropa. Insofern vermisse ich bei der Diskussion bei uns ein wenig die Einordnung in die internationale Entwicklung: Was waren die amerikanischen Beweggründe? Was waren die spezifisch deutschen? Wie war es in Paris? Wie in Prag?
Und wie war 1968 in Ostdeutschland? Sie waren zwar in jenem Jahr erst 14 Jahre alt, aber…
…subjektiv fühlt man sich in dem Alter ja schon relativ weise. Was ich noch sehr gut in Erinnerung habe, ist die wirklich tief greifende Aufbruchstimmung in der Tschechoslowakei. In den Sommerferien 1968 war ich mit meinen Eltern und Geschwistern im Riesengebirge, in Pec pod Snezkou. Da wurde jeden Tag darüber gesprochen, was in Prag los war. Die Kinder waren aufgeregt. Die Jugendlichen waren aufgeregt. Die Erwachsenen waren aufgeregt. Dann fuhren meine Eltern zwei Tage nach Prag. Ich wäre zu gern mitgekommen, weil das alles so spannend sein sollte dort auf dem Wenzelsplatz, ganz offene Gespräche und sogar Westzeitungen sollte es zu kaufen geben.
Was haben Ihre Eltern erlebt?
Die kamen sehr belebt aus Prag zurück mit der Hoffnung, dass man die Dinge innerhalb des Sozialismus offenbar doch aufbrechen kann. Das war ja zum Teil in den kirchlichen Kreisen der DDR diskutiert worden: nicht die Kopie Westdeutschlands, sondern der eigene Weg. Und das, was in der Tschechoslowakei passierte, hätte man sich eben auch für die DDR gewünscht. Ich erinnere mich noch gut, dass ich selbst damals eher gezweifelt habe, ob man den Sozialismus in sich reformieren kann. Aber ich hatte mit 14 selbstverständlich noch keine abschließende Haltung dazu.
Und dann kam der 21. August.
Da war ich, wie immer gegen Ende der Sommerferien, bei meiner Ostberliner Großmutter. Und ich sehe mich noch an jenem Morgen in der Küche stehen, als aus ihrem kleinen Radio die Nachricht kam: Russische Truppen sind in Prag einmarschiert. Das war ein wirklicher Tiefschlag, hammerhart. Und dazu waren es noch Truppen gewesen, die aus der DDR in die Tschechoslowakei einmarschiert sind. Ich habe mich gegenüber den Tschechen dafür sehr geschämt. Mit so etwas hatte ich absolut nicht gerechnet. Ich war furchtbar traurig.
Wussten Sie damals schon, dass im Westen ein Teil der Studentenbewegung den Einmarsch der sowjetischen Truppen rechtfertigte?
Nein. Aber es zeigt, für jede noch so absurde Meinung gab es und gibt es Protagonisten. Als Jugendliche habe ich damals allerdings keinen geistigen Zusammenhang erkannt zwischen Prag, also zwischen den Ereignissen, die mich bewegten, und den Ereignissen, die ich im Westfernsehen gesehen habe, und die sich weltweit abspielten. Erst im Nachhinein habe ich verstanden, dass 1968 eine weltumspannende Entwicklung, eine Aufbruchbewegung war. Die einen wollten den Sozialismus aufbrechen und menschlicher machen, hatten aber keine Abneigung gegen die soziale Marktwirtschaft. Und die anderen kamen aus der Marktwirtschaft und haben den Sozialismus verherrlicht. Eigentlich waren diese Bewegungen gegenläufig und trotzdem waren sie in manchem gleich.
Was waren das für Ereignisse, die Sie im Westfernsehen gesehen haben?
Vor allem natürlich die, wie wir damals fanden, sympathische, leichte, amerikanische Bewegung: Musik, Joan Baez, Bob Dylan, die Hippies. Dann aber auch die europäischen Studentenproteste, die Straßenschlachten, die mir in ihrer Erscheinungsform überhaupt nicht sympathisch waren. Ich fand das abstoßend radikal und gewalttätig. Der Gedanke, die Vergangenheit und den Nationalsozialismus aufarbeiten zu wollen, erschien mir richtig. Das hat uns, das finde ich bis heute, in der Konsequenz ein Stück weitergebracht.
Wurde auch in der DDR vor 1968 nicht über den Nationalsozialismus gesprochen?
Im Gegenteil. Ich habe keine Schulwoche erlebt, in der nicht über den Nationalsozialismus gesprochen wurde. Wir haben seit der 2. Klasse regelmäßig die Gedenkstätten der Konzentrationslager besucht. Allerdings wurden im Unterricht nur Kommunisten als Opfer vermittelt. Juden kamen kaum vor, und wenn, dann Juden, die Freunde der Kommunisten waren, nicht aber in der Dimension und Singularität der Shoah. Das Zweite, was uns in der Schule offiziell vorgegaukelt wurde, war, dass die DDR mit diesem Nationalsozialismus gar nichts zu tun gehabt hat, sondern Nationalsozialismus ein rein westdeutsches Problem war.
Andererseits haben viele 68er sich genau diese DDR dann so schöngelogen.
Ich glaube, dass die DDR, so wie sie in der Realität war, für viele keine große Rolle gespielt hat. Sozialistische Gesellschaftstheorien haben eine Rolle gespielt, Kommunismus oder Sozialismus, das waberte dann immer noch hin und her zwischen dem chinesischen und dem sowjetischen Modell. Später ergaben sich daraus zum Teil immer theoretischere Hirngespinste über Gesellschaftsstrukturen. Für mich – vielleicht war ich zu dieser Zeit dann auch schon 17 oder 18 – konnte man so nur denken, wenn man das reale praktische Leben zu sehr ausgeblendet hat. Ich konnte das nicht ernst nehmen und fand, dass das total verkopfte Theorien über Gesellschaftsformen waren, in denen keiner der Beteiligten es nach meiner Auffassung im realen Leben auch nur eine geringe Zeit seines Lebens ausgehalten hätte.
Und wie ging es Ihnen später, als Sie erfuhren, dass junge Westdeutsche damals freiwillig wochenlang, monatelang in der DDR waren, um sich von der SED schulen zu lassen?
Das hielt ich, salopp gesagt, für Masochismus und habe mich darüber gewundert. Ich kenne natürlich die alte Bundesrepublik vor 1968 nicht aus persönlicher Erfahrung, sondern nur über Rundfunk, Fernsehen und Erzählungen. Als zum Beispiel Gustav Heinemann 1969 zum Bundespräsidenten gewählt wurde, habe ich seine Wahl in der Schule auf der Schultoilette mit meinem Transistorradio verfolgt. Ich war bewegt davon, wie spannend die drei Wahlgänge waren. Mir erschienen die Bundesrepublik, die D-Mark, die soziale Marktwirtschaft, die Westbindung, die sozialen Sicherungssysteme als ein gut funktionierendes, plurales Gebilde, ein demokratisches, freiheitliches Land. Man musste dieses Land und seine Systeme wirklich nicht bekämpfen, schon gar nicht mit Gewalt.
Sie haben dann in Leipzig studiert. Wie war es da?
Wir hatten natürlich auch einfach unseren Spaß und gleichzeitig waren wir schon politisch. Aber als Physikstudentin musste ich ja vor allem viele Stunden Übungsaufgaben lösen, Analysisklausuren schreiben, mir die Algebra einbimsen und meine physikalischen Versuchsanordnungen durchbekommen. Dann erst kam die allgemeine Betrachtung der gesellschaftlichen Zustände. Ich bin einmal die Woche zur Studentengemeinde in Leipzig gegangen. Und wir haben im Physikhörsaalgebäude Disco gemacht, auf der Treppe sozusagen.
»Angela Merkel gesteht: Ich war damals Bardame.« So stand es einmal in einer Boulevardzeitung. Da steht auch, wie Sie die Zutaten für Kirschwhisky unter schwierigsten Umständen organisiert, zusammengemixt und nach den Gesetzen der freien Marktwirtschaft mit Gewinn verkauft haben. Ludwig Erhard hätte seine Freude daran gehabt.
Stimmt alles. Und Platten haben wir aufgelegt, sogar gute Musik. Sechzig Prozent Ostmusik und vierzig Prozent West war Vorschrift. Aber das bezog sich unserer Interpretation nach auf die Titel und nicht auf die Länge, sodass wir dann häufig die Osttitel nur angespielt haben.
Im Westen wurden Teile der 68er-Bewegung immer radikaler. Bekam man das im Osten mit?
Ja, natürlich. Die RAF empfand ich als schrecklich. Die Auswahl der Opfer war fürchterlich strategisch geplant, denn es sollte Persönlichkeiten treffen, die weit überdurchschnittlich waren, denken Sie nur an Alfred Herrhausen in den Achtzigerjahren. Das habe ich alles zutiefst verachtet und innerlich abgelehnt.
Glauben Sie heute, wenn Sie auf die Schmidt-Zeit schauen, dass auch die überzogene Reaktion von Politik, Polizei und Justiz dazu beigetragen hat, den Konflikt speziell in Deutschland so zu verschärfen?
Nein, diese Gewalt war und ist durch nichts zu rechtfertigen. Der Rechtstaat musste sich gegen den Terror schützen. Was den Umgang mit Demonstrationen angeht, hat die Polizei heute zusätzlich noch andere deeskalierende Strategien entwickelt.
Immerhin ist ja sogar Angela Merkel einmal Hausbesetzerin gewesen, und kein Polizist hat ihr etwas getan.
Das war aber nun wirklich nichts Politisches. Die DDR rechnete fast mit der Fähigkeit vieler, ihr Wohnproblem »kreativ« zu lösen, weil es einen unglaublichen Mangel an Wohnraum gab und ein großes Durcheinander in der Wohnungsverwaltung.
Die ersten Hausbesetzungen in Frankfurt waren auch der Umgang mit einem Mangel und die Reaktion darauf, dass Häuser einfach leer standen.
Noch einmal: Das kann man nicht vergleichen. Das waren die Umstände eines strukturellen Mangels im real existierenden Sozialismus. Und da ging es mir nicht anders als vielen anderen Menschen.
Erzählen Sie es doch einfach mal.
Es gab in Ostberlin damals das Prinzip, dass man nur eine Arbeit bekam, wenn man eine Wohnung nachweisen konnte, man aber nur eine Wohnung bekam, wenn man schon in der Stadt wohnte.
Und wie sollte das funktionieren für jemanden, der aus Templin kam und in Leipzig studiert hatte?
Genau das habe ich auch gefragt. Die Antwort der Dame von der kommunalen Wohnungsverwaltung war, dass ich mir bei Auswahl des Studiums hätte im Klaren sein müssen, damit in der Kleinstadt Templin keine Arbeit als Physikerin zu bekommen. Das half überhaupt nicht weiter, denn meine Arbeit war in Berlin. Also musste ich mir Wege suchen, um mein Problem zu lösen. Die staatliche Wohnungsverwaltung hatte zu diesem Zeitpunkt den Überblick über den Leerstand der Wohnungen in Berlin vollkommen verloren. Das hab ich genutzt, einfach aus der Not heraus. Mein damaliger Mann und ich kannten jemanden, der eine Einraumwohnung in der Marienstraße hatte und aus Berlin weggezogen war. In diese Wohnung sind wir reingegangen, haben sie renoviert und schließlich bewohnt. Das wiederholte sich nach der Trennung von meinem Mann mit einer weiteren Wohnung, die ich auch nur schrittweise legalisiert habe. Das war auch so ein typisches Beispiel der DDR. Jahrelang stand eine Wohnung leer, davon hatte mir ein Bekannter berichtet. So etwas kam häufig vor. So habe ich in dieser Wohnung ein neues Schloss eingebaut, eine Aktion, die im Haus nicht unbemerkt blieb, mich aber dort als neue Mieterin bekannt machte. Das lag auch an der Schlagbohrmaschine, die wir brauchten. Und das war dann leider zu laut. Also lehnte sich jemand im Haus aus dem Fenster und rief: »Sind Sie jetzt die Neue?« – Wie gesagt: Solche Geschichten gab es viele.
Und mit dem sukzessive Legalisieren, wie ging das?
Ich habe ganz normal an die kommunale Wohnungsverwaltung Miete überwiesen. Jedes Geld wurde damals gern genommen.
Und wie war es legal?
Natürlich musste man noch ins Melderegister kommen. Das habe ich kurz vor den Kommunalwahlen geschafft, da waren die Behörden gnädig und wollten keinen Ärger, und so war es dann auch. Hinzu kam, dass ich aus Templin kam – so war noch meine letzte Wohnungsanschrift – und nun in die Templiner Straße ziehen wollte. Das war ein hilfreicher Zufall. Und schon war ich gemeldet.
Und warum lachen Sie jetzt?
Nach einem Dreivierteljahr wurden die Häuser in der Templiner Straße saniert und jeder Mieter bekam eine neue Wohnung angeboten. Das erste Angebot lehnte ich ab, weil es nur eine Einraumwohnung war. Danach wurde mir dann eine Eineinhalb-Zimmer-Wohnung in der Schönhauser Allee gegeben mit Vertrag und Heizung und warmem Wasser. Und der Umzug wurde auch bezahlt. So hatte ich endlich eine richtige Wohnung.
Das war ungefähr zu der Zeit, als im Frankfurter Westend ein gewisser Joschka Fischer Häuser besetzte und sich Straßenschlachten lieferte mit der Polizei, weswegen Sie ihn 2001 bei der 68er-Debatte im Deutschen Bundestag aufgefordert haben, Buße zu tun.
Ich möchte eigentlich nicht noch einmal über Herrn Fischer sprechen und die Debatte von vor sieben Jahren wiederholen. Fischers Steinwürfe spielten sich ausgerechnet in einer Zeit ab, die von Willy Brandt geprägt war, und für mich als Jugendliche war diese Zeit zum Beispiel mit dem Kniefall und der Öffnung nach Polen verbunden. Bei uns zu Hause wurden Brandt und Helmut Schmidt bewundert, aber ich habe mit Erstaunen später gelernt, dass für große Teile der westdeutschen Linken Helmut Schmidt offensichtlich eine Art Feindbild gewesen ist. Das passte nicht mit meinem Erleben der Zeit zusammen.
Hat Fischer inzwischen hinreichend Buße getan?
Er kokettiert ja in gewisser Weise nach wie vor mit dieser Zeit. Es gibt eine ganze Gruppe von Menschen, die glauben, dass sie allein der Maßstab der gesellschaftlichen Diskussion für die Bundesrepublik waren und sind. Das ist aber nicht angemessen, denn in einer pluralen demokratischen Gesellschaft geben nicht einige allein den Takt an. Unsere Gesellschaft ist vielfältig und erfordert ein Mindestmaß an Toleranz. Ich glaube jedoch, dass manche Seiten der 68er-Bewegung auch einen autoritären, intoleranten Charakter hatten.
Wird vielleicht gerade deswegen in Deutschland die Auseinandersetzung um 1968 immer wieder und in immer schärferen Schwarzweißstrukturen geführt? Inzwischen sind die 68er ja angeblich an allem schuld: Kindermangel, Bildungsnotstand, Rentenlüge, Sozialhilfebetrug, Vaterlandshass, Ausstieg aus Schlüsseltechnologien.
Ich halte generell nichts von Absolutheitssätzen.
Stimmt also alles nicht?
Bei der Vorbereitung auf unser Gespräch habe ich auch einen Aufsatz über die 68er von Herrn Trittin aus dem Jahr 2003 gelesen. Das liest sich sehr selbstgenügsam, sodass ich schon verstehe, dass Menschen, die eine andere Meinung haben, sich herausgefordert fühlen, etwas dagegenzusetzen. So schaukelt sich das hoch. Ich zum Beispiel widerspreche entschieden der These, dass die Vollendung der Demokratie in der Bundesrepublik Deutschland nur durch die 68er passieren konnte. Und wenn jetzt andere wiederum dieser These von mir etwas entgegensetzen, dann ist das einfach nur Teil des geschichtlichen Diskurses und in Ordnung so. Es darf keine Sprechverbote über die Vergangenheit geben.
1998 gab Jürgen Habermas auf die Frage, was 1968 uns eigentlich gebracht hat, eine kurze Antwort: Rita Süßmuth. Kann man 20 Jahre später sagen: Angela Merkel? Hat 1968 die Bundeskanzlerin Angela Merkel erst möglich gemacht?
Die Tatsache, dass es vor mir Frauen in hohen Staatsämtern gab, vor allem natürlich aber auch das Jahr 1989 in der DDR hat unter anderem mich als Bundeskanzlerin möglich gemacht. Aber jetzt muss ich noch ein weiteres Mal darauf hinweisen: Die Deutschen sollen sich bitte nicht so wichtig nehmen und sich einbilden, dass sie 1968 erfunden hätten. Und noch etwas: Während ein Teil der Republik heute unermüdlich über 68 diskutiert, verschwinden zu viele Leistungsträger nach England, Norwegen und Island, wenn sie Mediziner sind, oder nach Amerika als Wissenschaftler. Irgendwann sitzen wir da und haben eine sehr schöne Diskussionskultur über die Vergangenheit, haben aber leider vollkommen versäumt, die Zukunft zu gestalten. Sie werden verstehen, dass ich genau das nicht möchte.
Angela Merkel war 14, als in Prag der politische Frühling und in Westdeutschland die 68er-Revolution ausbrach. Dass Merkel, geboren 1954, diese Zeit in der DDR erlebte, lag am Beruf des Vaters: Kurz nach der Geburt seiner Tochter 1954 in Hamburg übernahm er eine Pfarrei in Brandenburg. Nach der Schule in Templin studierte Angela Merkel in Leipzig Physik, ihr Engagement im Demokratischen Aufbruch 1989 begründete ihre erstaunliche Karriere in der rein westdeutsch geprägten CDU bis zur Kanzlerin.
(Fotos: Joerg Glaescher/laif, Bettina Flitner/laif, dpa, Picture Press, Ian Berry/Magnum Photos/Agentur Focus; Bildbearbeitung: Delta E.)