Es ist ein modernes Dilemma: Unzählige Studien haben inzwischen die Vorteile des Stillens gegenüber künstlicher Babynahrung nachgewiesen. Kleinkinder, die gestillt werden, haben eine geringere Sterblichkeitsrate, einen höheren IQ, seltener Bronchitis und Mittelohrentzündung. Viele Frauen wollen auch stillen. Andererseits wollen viele Frauen heute wenige Wochen oder Monate nach der Geburt in die Arbeit zurückkehren - oder sie müssen es, besonders in Ländern wie den USA, wo es bis heute keinen gesetzlichen Mutterschutz gibt.
Die Lösung für dieses globale Problem bietet ein Schweizer Familienunternehmen, das bis vor kurzem auch mit Schneeschaufeln und Auto-Kindersitzen handelte: Medela ist zum weltgrößten Hersteller von Brustpumpen aufgestiegen und importiert seine Modelle »Symphony«, »Swing« und »Freestyle« mittlerweile in hundert Länder.
Medela-Chef Daniel Frutig hält den Markt noch längst nicht für ausgeschöpft, in China werden jedes Jahr 14 Millionen Babys geboren, in Indien sogar 25 Millionen. Auch in Russland, Brasilien oder Mexiko lebten viele selbstbewusste junge Frauen, die stillen und arbeiten wollten. Seine Firma unterstützt deshalb Forscher in aller Welt, die sich mit dem Wert der Muttermilch für das Aufwachsen eines Kleinkindes beschäftigen, und verbreitet deren Ergebnisse in Politik und Gesellschaft.
Doch es gibt auch Vorbehalte gegen das Geschäftsmodell von Medela und die Tatsache, dass immer mehr Frauen ihre Milch heute abpumpen. Kritiker argumentieren, Stillen sei ein natürlicher Vorgang, der mit dem Austausch von Zärtlichkeiten und der Ausschüttung von Hormonen bei Mutter und Kind verbunden ist. Genau das gehe beim Abpumpen der Milch verloren, das Stillen werde reduziert auf den Austausch einer, wenn auch natürlichen, Flüssigkeit.
Bedeutet es also wirklich mehr Freiheit für die Frauen, wenn sie dank der Produkte von Medela abpumpen und arbeiten können? Oder gewinnt am Ende nur die Wirtschaft, weil die Brustpumpen in letzter Konsequenz den Mutterschutz überflüssig machen?
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