Wem gehört der Nordpol?

Offene Fragen aus dem Jahr 2007.

Während Umweltschützer beklagen, dass der Klimawandel den Nordpol zum Schmelzen bringt, warten fünf Länder genau darauf: Russland, Dänemark, Kanada, USA und Norwegen. Die Anrainer beanspruchen einen Teil des Gebiets für sich. Denn unter dem Eis vermuten Geologen große Mengen Öl, Gas, aber auch Diamanten, Erze und Gold, deren Abbau sich mit der schwindenden Eisdecke lohnt.

Laut Seerechtsübereinkommen der Vereinten Nationen dürfen die Anrainer die 200 Seemeilen vor ihrer Küste als exklusive Wirtschaftszone beanspruchen. Kann ein Staat beweisen, dass sich sein Festlandsockel als Schelf unter dem Meer über diese Zone hinaus fortsetzt, kann er seine Ansprüche ausweiten. So haben die Russen den Lomonossow-Rücken für sich entdeckt, einen unterseeischen Gebirgszug, der sich von den Neusibirischen Inseln unter dem Nordpol bis nach Grönland und Nordost-Kanada zieht. Geologische Forschungen sollen beweisen, dass sich Russland unter dem Meer fortsetzt – bis zum Pol. Dort ist der Duma-Abgeordnete Artur Tschilingarow im Sommer 2007 mit einem Forschungs-U-Boot hinuntergetaucht und hat eine rostfreie russische Fahne in den Meeresgrund gerammt. Von der anderen Seite her versuchen die Dänen zu beweisen, dass der Lomonossow-Rücken zu Grönland gehört; die Amerikaner kartieren den Meeresboden um Alaska, um Daten zu sammeln, die seerechtlich für sie eine Bedeutung haben könnten; die Kanadier wollen neue Militärbasen in der Arktis errichten lassen. »Es ist wie im Sandkasten«, sagt Christian Reichert von der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe in Hannover: »Jedes Kind will den größten Platz zum Spielen.« Die Entscheidung, wem der Nordpol gehört, wird letztlich die »Festlandsockelgrenzkommission« der UN treffen.

Dort müssen die Länder bis 2014 ihre Forschungsergebnisse vorlegen. Allerdings gibt es keine Frist, wie schnell ein Land auf die dann folgenden Empfehlungen der Kommission zu reagieren hat: Die Anrainer können also Zeit schinden, wenn sie unzureichende Daten übermitteln. Am besten wäre eine Lösung wie in der Antarktis: Die wurde zum Erbe der Menschheit erklärt, nationale Ansprüche sind ausgeschlossen.