Keinen Cent für guten Service

Wer Trinkgeld mit der Karte zahlen möchte, steht öfter vor einem Problem: Viele Cafés akzeptieren nur Bargeld. Was tun, wenn man keines dabei hat, aber nicht knauserig wirken will?

Illustration: Serge Bloch

»Ich gehe sehr gern Cappuccino trinken und zahle meistens per Karte. Ich gäbe dann gern Trinkgeld, ­allerdings akzeptieren viele Cafés dafür nur Bargeld. Das bringt mich in Schwierigkeiten, weil ich oft kein Bargeld oder nicht das passende Kleingeld bei mir habe. Ich traue mich auch nicht, das Trinkgeld-Döschen durchzuwühlen, um Geld zu wechseln. Daher gebe ich oft gar kein Trinkgeld, habe aber dann ein schlechtes Gewissen.«
Esther H., Frankfurt am Main

Ihr Problem ist ein vergleichsweise kleines: Sie sind unserer Zeit einfach um ein paar Jahre voraus. Was Ihre Zahlungsmethode angeht, leben Sie aus Sicht der deutschen Gegenwart in, sagen wir, Norwegen. Da zahlt kaum noch jemand mit Bargeld, was ja auch viel hygienischer ist. Bei der eigenen Karte weiß man, wer sie schon alles in der Hand hatte, und kann auch ausschließen, dass irgendjemand sie sich mal zusammengerollt in ein Nasenloch gesteckt hat. Ohne Bargeld ist auch ein Portemonnaie viel leichter. Weitere Vorteile fallen mir leider nicht ein, da ich kein Staat bin, der gegebenenfalls gerne weiß, was die sich in seinem Gebiet auf­haltenden Kunden und/oder Verdächtigen so treiben.

Meine Freundin Monica aus Oslo, der ich Ihr Problem geschildert habe, um sozusagen mit unserer nahen Zukunft Kontakt aufzunehmen, meinte allerdings, dass das mit dem Trinkgeld auch im nahezu bargeldlosen Oslo so eine Sache sei. Bei umgerechnet rund sechs Euro pro Cappuccino verlasse man die meisten Cafés sowieso fluchtartig noch vor dem Bestellen. Sei man diesbezüglich etwas kaltblütiger (sprich: reicher), gebe es an der Stelle, wo man beim Zahlen nach dem Pin-Code gefragt werde, die Möglichkeit, noch Trinkgeld auf den ­Betrag draufzuschlagen. Darauf wird es früher oder später auch hierzulande hinaus­laufen, selbst für einen Espresso.

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Vorher können Sie eigentlich nur anwenden, was wir uns alle über die Jahre für größere Einkäufe in gängigen Supermarktketten antrainiert haben: Da hat man doch auch irgendwann eingesehen, dass man, sollte man dort einen Wagen nutzen wollen, eine soundso große Münze dabei­haben muss. Ich fürchte, um einen vergleichbaren Akt der Eigeninitiative werden Sie im Moment nicht herumkommen, wenn Sie in Cafés, die bislang erst halb­herzig auf Kartenzahlung umgestellt haben, Trinkgeld geben wollen.