Was haben Ihre Töchter Ihnen beigebracht, Navid Kermani?

Der Schriftsteller Navid Kermani zeigt im Interview ohne Worte, was er von Friedrich Merz als Kanzler hält, wie gut man für die Spiegel-Beststellerliste schreiben können muss und ob ihn das Amt des Bundespräsidenten reizen würde.

Geboren 27. November 1967 in Siegen
Beruf Schriftsteller und habilitierter Orientalist
Ausbildung Studium Orientalistik, Philosophie und Theaterwissenschaft in Köln, Kairo und Bonn
Status Augen auf

Das Porträt, das 2018 im SZ-Magazin über Navid Kermani erschien, beginnt damit, dass er – einer der gefragtesten Intellektuellen Deutschlands – einen Tag, bevor ihm der Staatspreis des Landes Nordrhein-Westfalen verliehen wird, auf seinem Dauerplatz im Stadion den 1. FC Köln anfeuert. Nur scheinbar steht dies im Widerspruch zu seinem Wirken, das so klug, besonnen und verlässlich seit Jahren gesellschaftliche, politische und religiöse Lagen analysiert. Denn Kermani ist ein Freund von Vielstimmigkeit. Der Sohn iranischer Einwanderer hat in der Komplexität früh einen Vorteil gesehen. Er sei mit dem Bewusstsein, dass es drinnen und draußen, jenes und dieses gibt, groß geworden. »Ich brauchte niemals Aufklärung darüber, dass dies, was ist, nicht alles ist«, schreibt er in Heimatenoder Die Geometrie der Butterbrote. Kermani ist Träger des Thomas-Mann-Preises, den er 2024 für sein Lebenswerk verliehen bekam. Fast gleichzeitig erschien In die andere Richtung jetzt. Eine Reise durch Ostafrika, darin berichtet er über die Auswirkungen der ersten klimabedingten Hungersnot unserer Zeit, über Krieg, Musik und die Nachwehen des Kolonialismus in Afrika. Seinen Wunsch für die Lektüre äußerte er bei SWR Kultur so: »Dass man am Ende nicht besser Bescheid weiß, sondern viel mehr Fragen hat.«