Recht für Rechte

Ein Vater möchte seinen drei Kindern Geld schenken. Eines der Kinder ist mutmaßlicher Reichsbürger. Soll das die gerechte Aufteilung zwischen den Kindern beeinflussen?

Illustration: Serge Bloch

»Ich habe geerbt und möchte meinen drei Kindern je einen mittleren vierstelligen Betrag schenken. Die beiden jüngeren sind noch in der Ausbildung, der Älteste hat bereits selber Kinder. Einerseits möchte ich als Vater alle Kinder gleich behandeln, andererseits fällt es mir schwer, die Lebensweise meines ältesten Sohnes zu akzeptieren: Verschwörungstheorie-Anhänger, Impfgegner, mutmaßlicher Reichsbürger und AfD-Anhänger. Er sieht den Staat als ›System‹, das es finanziell auszunehmen gilt, und arbeitet nicht. Ich werde seine Ansichten nicht ändern, wenn ich ihm kein Geld gebe, aber unterstützen will ich sie auch nicht. Wie würden Sie hier handeln?«
Anonym

Ich hab so wahnsinnige Lust, Ihnen zu sagen, dass Sie Ihren beiden »guten« Kindern lieber mehr Geld geben sollten, und zur Hölle mit Brüderlichkeit, Gerechtigkeit, Menschlichkeit. Wirklich, was sind das für Leute, die aus Prinzip auf Kosten von Menschen leben, die ihre Steuern zahlen? Und wie kann man rechtsextremes Gedankengut nicht weit von sich weisen, sondern diese dauerfeixenden menschenverachtenden Rotgesichter von der AfD gutheißen, und meinen Sie wirklich Reichsbürger, also kauft der sich am Ende Waffen von dem Geld und verbarrikadiert sich zu Hause gegen all die vielen eingebildeten Feinde? So jemanden darf man natürlich nicht unterstützen, irgendwo muss man ja eine Grenze ziehen als Verfechter der Demokratie.

Würde ich wirklich gerne sagen, einfach aus Ressentiment, aber leider werde ich das gegen meinen eigenen Willen nicht tun. Sie haben drei Kinder. Ich möchte wetten, dass Sie alle drei lieben. (Deshalb macht es Ihnen ja so zu schaffen, in welche politische Richtung Ihr Ältester abgedriftet ist.) Sie sind kein Institut zur Pflege der Demokratie, das zweckgebundene Gelder verteilt, und Sie haben auch keinen Preis ausgelobt für eine politische Gesinnung, die der Ihren ähnelt, sondern Sie sind Vater dreier Kinder. Und wenn Sie von Ihrem Erbe etwas abgeben möchten, dann muss es Ihnen egal sein, was die Beschenkten mit dem Geld machen. Und Sie schreiben ja gleich im ersten Satz, dass Sie allen dreien etwas schenken möchten.

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Ich kann Sie da deshalb nur bestärken: Tun Sie es. Sie tun es für sich. Sie möchten ein Vater sein, der alle seine Kinder gleichermaßen liebt, über jede Enttäuschung hinweg und voller Hoffnung, dass alles schon noch einen guten Weg nehmen wird. Seien Sie dieser Vater. Schenken Sie, ohne Klauseln und Kleingedrucktes. Alles andere würde Ihnen nicht gerecht.