Schäferhund, Nazihund?

Blondi – so nannte Adolf Hitler seinen Deutschen Schäferhund. Muss man die Nazi-Vergangenheit dieser Hunderasse mitdenken, wenn man sich heute so einen Hund zulegen möchte?

Illustration: Serge Bloch

»Ich bin begeistert vom deutschen Schäferhund, seinem Charakter, seiner Schönheit, und überlege, mir dieses wunderbare Tier zuzulegen. Bei der Lektüre des Aktuellen Lexikons in der SZ sind diese Eigenschaften positiv erwähnt worden. Allerdings stand dort auch, dass dieser Hund keinen guten Ruf hat, da seine Nazi-Vergangenheit als Makel gilt. Ich bin jetzt verunsichert und weiß nicht, ob ich mir deshalb einen anderen Hund kaufen soll.« Benjamin F., München

Frage an die Expertin: Welchen Hund sollte sich ein Mann kaufen, der sich relativ leicht verunsichern lässt? Antwort von Katharina von der Leyen, die 16 Bücher über Hunde verfasst hat und selbst sieben Hunde besitzt: »Bloß keinen Schäferhund.« Besser wäre in diesem, mit Verlaub, Ihrem Fall, sich einen Hund zuzulegen, der von seinem Naturell her zu Gelassenheit neigt. Zum Beispiel einen Labrador oder einen Samojede (das sind die weißen Schlittenhunde, denen beim Laufen so nett die Zunge raushängt). Schäferhunde dagegen ließen sich allzu leicht von unsicheren Herrchen oder natürlich auch Frauchen verunsichern. Stärker als alle anderen Hunderassen seien sie auf ihren jeweiligen Menschen geeicht.

Wohnen Sie vielleicht zufällig auf einem Bauernhof? Das wäre laut Katharina von der Leyen ein ideales Zuhause für einen Schäferhund. Für andere Hunde, wie man ihnen etwa in den Grünanlagen von Großstädten begegnet, interessiert er sich nämlich nicht. Ihm gefällt es, als einziger Hund weit und breit bei seinem Herrchen zu sein. Und der sollte Gefallen daran finden, ihm Aufgaben zu stellen. Schäferhunde sind passionierte Befehlsempfänger. Sie haben einen stark ausgeprägten »will to please«, das ist der Fachausdruck, apportieren begeistert das geworfene Stöckchen, wollen gefordert werden und gelobt. Daher eignen sie sich perfekt zum Diensthund. Sie sind sozusagen die Beamten unter den Hunden. Das weiß und nutzt ja auch die Polizei. Ein deutscher Schäferhund, sagt von der Leyen, steht auch nach fünf Stunden noch zuverlässig im Regen neben einer Demo, während sich ein Dackel da längst getrollt hätte, was Lustigeres finden. Wenn Sie also jemand sind, der es genießt, wenn ihm gehorcht wird, dann sollten Sie die Idee mit dem Schäferhund auf keinen Fall leichtfertig verwerfen, Nazihundevergangenheit hin oder her.