Irgendwas ist ja immer. So viel Arbeit in den letzten Wochen, so viel los in der Redaktion des SZ-Magazins, Hefte mussten vollgeschrieben werden, alle saßen in Konferenzen, ständig war irgendein Termin einzuhalten, hier was, da was. Zu nichts kommt man. Dabei stand schon längst auf dem Zettel: Dringend das Debüt-Album von Granada empfehlen! Und jetzt ist es schon seit zwei Wochen auf dem Markt, und wo bleibt die Empfehlung? Ja eben.
Also schnell, schnell: Granada ist eine Band aus Graz, Österreich, fünf junge Männer, die sehr gut gelaunten, kraftvollen PowerPop spielen, ein bisschen wie die tolle Hives, nur mit österreichischen Texten und fantastischen Videos. Und das mit der Empfehlung stand hier schon auf dem Zettel, als es das Album noch nicht mal gab. Denn das erste Mal war uns Granada schon Anfang des Jahres aufgefallen, da tauchte auf YouTube plötzlich dieses wunderbare kleine Video auf.
»Wien wort auf di« hieß das Lied, eine genial übersetzte Cover-Version des Billy Joel-Klassikers »Vienna«. In dem Video fuhren Sänger Thomas Petritsch und Akkordeonist Alexander Christof im Fiaker durch Wien, an der Hofburg vorbei, durch die Altstadt, leises Hufgeklapper, die Lichter der Nacht, zwischendurch ein Zigarettchen. Und diese Wehmut, diese herrliche Melancholie: Ach, es war wunderbar. Eine echte Entdeckung. Ab da waren hier alle gespannt, was da wohl so nachkommen könnte.
Was nachkam, war dann viel lauter, vieller schneller und fröhlicher. Es stellt sich raus: »Wien wort auf di« ist das Besinnlichste, was Granada je aufgenommen haben. Ansonsten freuen sie sich eher »am Energetischen«, wie es der Sänger im sympathisch stolprigen Interview-Video gleich mehrmals sagt.
Inzwischen gibts auch ein Gute-Laune-Video zum Gute-Laune-Song »Pina Colada« (die Musiker tanzen in Badeanzügen).
Und ein noch viel großartigeres zum noch viel großartigeren Song „Palmen am Balkon“ (der Sänger versucht, sich synchron zu den Figuren in einem vor ihm stehenden Fernseher zu bewegen) (nein, besser lässt es sich an dieser Stelle nicht beschreiben; aber darum gehts ja: Bitte sehr gern sehr schnell anschauen!).
Vor allem »Palmen am Balkon« ist ein Ohrwurm, der, Ende September gehört, bis mindestens zum Jahreswechsel aus keinem Kopf mehr verschwindet. Ach, hätten doch Granada ihr Debüt-Album schon im Frühsommer fertig gekriegt – es wäre der ideale Soundtrack für herrliche Tage am See gewesen. So aber ist der Sommer schon vorbei, sogar das Oktoberfest ist schon vorbei, eigentlich stehen jetzt alle Zeichen auf Fenster zu, Heizung an, Einigeln bis zum Frühjahr. Aber nein, nein, nein, kommt gar nicht infrage. Sondern: Fenster noch mal auf, Lautsprecher aufs Fensterbrett und dann die ganze Nachbarschaft mit Granada beschallen. Die Nachbarn haben es verdient. Und Granada erst recht.
Erinnert an ein Zwischending aus The Hives und Seiler & Speer
Wer kauft das? Noch nicht alle. Es müssen mehr werden.
Was dem Album gut tun würde: Naja, noch ein zweites Wien wort auf di“ wär schön hübsch. So für den Winter...