Manchmal muss einem das Ferienglück einen kleinen Tritt geben, damit man begreift, wie schön der Fleck ist, an dem man gelandet ist. So ging es mir hier vor zehn, zwölf Jahren, so ging es mir jetzt wieder bei »La Gioia«, einer alten Ölmühle, die nun neun Ferienwohnungen beherbergt. Bei der Anfahrt lässt man Städte wie Assisi und Terni links liegen, die atemberaubende Landschaft Umbriens auch, nur um irgendwo abzubiegen in eine ziemlich belanglose Straße. Echt? Warum hier? Dann öffnet die Besitzerin fröhlich die Tür, bittet die Gäste herein - und es beginnt sich fast unmerklich dieser Zauber wieder über einen zu legen. Mit dem Verstand kann man ein paar Dinge erklären: Park, Pool, die Bocciabahn, wunderbar. Jede Wohnung mit Terrasse und eigenem Garten, moderner Küche, Stereoanlage, alten Tischen, Kamin, ungewöhnlichen Farben, toll. Morgens ein Korb mit Frühstück vor der Tür, an vier Abenden pro Woche ein Menü von Andrea auf dem Tisch - in der Sala Rossa für alle Gäste. Großartig. Was sich aber nicht erklären lässt: Beim Abendessen redet man mit den anderen Gästen ab Minute eins so vertraut und herzlich, als hätte man schon gemeinsam im Sandkasten gesessen. Morgen gehen wir gemeinsam wandern? Klar, mit wem denn sonst? Du willst dir die Alstadt von Spoleto anschauen? Nimm mein Auto! Wie die Besitzer es schaffen, diese Atmosphäre herzustellen? Keine Ahnung. Das habe ich schon beim ersten Besuch nicht begriffen.
La Gioia,
Via Ruicciano 20, I-06044 Castel Ritaldi,
Tel. 0039/0743/254068,
Wohnung ab 110 Euro pro Nacht.
Foto: Allan Harry