SZ-Magazin: Herr Fortelni, Ihre Webseite www.albertfortellhatmichbetrogen.com wirkt wie ein Paradebeispiel für Cyber-Mobbing.
Marius Fortelni: Nein, das trifft hier nicht zu – mein Bruder hat ein Verbrechen begangen. Und ich antworte mit hundertprozentigen Wahrheiten. Etwas anderes wäre es, wenn ich nur Hasstiraden ablassen würde. Ich antworte sachlich auf ein Interview, das er in der österreichischen Zeitschrift News gegeben hat. Auf 13 Fragen hat er 13 Mal gelogen.
Die Webseite scheint dennoch Teil Ihres persönlichen Rachefeldzugs zu sein.
Mir steht die Hälfte des Erbes unserer Mutter zu: 300 000 Euro Bargeld, dazu Silber von Kaiser Franz Josef, Liegenschaften im Wert von über zwei Millionen Euro. Ich stelle auf der Seite einen Treuhand-Vertrag aus, der klipp und klar zeigt, dass mein Bruder mir die Hälfte auszahlen muss. Ihr Bruder hat als Schauspieler Zugang zu den Medien. Sie hingegen haben das Netz.
Das Internet ist für mich natürlich der große Gleichmacher. Ich hätte ja keine Möglichkeit, in die Presse zu kommen, wenn es nicht an den Namen meines Bruders und meiner Schwägerin, der Schauspielerin Barbara Wussow, gekoppelt wäre. Im Internet kann ich alle Dokumente ausstellen, und die Presse zeigt drauf. Ich habe schon 80 000 Hits bekommen! Das Internet ist eine der fantastischsten Erfindungen, die wir jemals erleben durften.
Macht es Ihnen nichts aus, dass Sie Ihren eigenen Bruder bloßstellen?
Das hat er sich selbst zuzuschreiben. Wenn ich jemanden vergewaltige, kann ich mich nicht hinstellen und sagen, dass der Vergewaltigte die Schuld trägt. Ich habe meinem Bruder blind vertraut, als ich mit ihm nach dem Tod meiner Eltern eine Firma gegründet habe. Und er geht her und zerstört die Firma aus reiner Streitsucht.
Betrug ist ein schwerer Vorwurf. Kein Gericht hat Ihren Bruder verurteilt. Fürchten Sie keine Klage wegen Rufmordes?
Gegen die Seite im Netz kann er nicht vorgehen, weil die in Arizona registriert wurde. Und da wünsche ich ihm viel Glück bei dem Versuch, die einstellen zu lassen. Das geht nach dortigem Recht gar nicht. Ich wollte meinem Bruder keine Möglichkeit geben, irgendwie in die Seite einzugreifen.
Angenommen, Sie vertragen sich wieder: Könnten Sie sich eine Webseite vorstellen, die den Titel trägt: mariusundalberthabensichwiedervertragen.com?
Schauen Sie, mein Bruder kann jetzt nur den Schaden gutmachen und zugeben, dass er hier wirklich Mist gebaut hat. Dann ist alles möglich. Ich bin ein verzeihender Mensch. Ich bin absolut nicht nachtragend. Ich war noch nie in der Öffentlichkeit. Ich habe wichtigere Sachen zu tun. Ich will nur das, was mir zusteht. Es ist alles möglich, wenn mein Bruder den Schaden gutmacht. Jetzt habe ich aber noch eine Bitte.
Ja?
Könnten Sie mir eine Kopie zustellen, wenn das Interview gedruckt wurde? Dann scanne ich es ein und stelle es auf meine Homepage.
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Marius Fortelni arbeitet als Bauunternehmer in New York. Seit einigen Monaten streitet er sich öffentlich mit seinem Bruder Albert Fortell, dem Ehemann der Schauspielerin Barbara Wussow. Der schon zwei Jahre andauernde Bruderzwist beschäftigt inzwischen die Gerichte in Wien - und die Klatschpresse.
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Illustration: Christoph Niemann