Wir saßen an einem steinernen Tisch unter einem Nussbaum, tranken Weißweinschorle und er streckte einen Schuh unter dem Tisch hervor, in dem sein rechter Fuß steckte, sockenlos. »Die Schuhe hier«, sagte er, »sind von Marsèll, aus Italien. 575 Euro. Du weißt, der Mensch ist eine Feedbackmaschine, Nerven überall, ohne Ende, ständig liefern sie Daten an den Zentralcomputer im Schädel drin. Deshalb ist es okay, absurde Summen für Schuhe auszugeben, wenn man sich deswegen ein bisschen besser fühlt. Ich meckere nie, wenn meine Frau neue Schuhe kauft, was sie ständig tut. Schuhe sind problemzonenferne Kleidungsstücke, man kann sich drüber freuen, auch wenn man mit seinem Körper nicht ganz und gar im Reinen sein sollte. Und noch was: Ab dem Monat Mai niemals Socken!« Als wir ausgetrunken und uns verabschiedet hatten, ging ich etwas geknickt davon, meine schwitzenden Füße in Socken steckend, in billige, in China produzierte Turnschuhe gezwängt, die bei jedem Schritt leise quietschten, als lachten sie mich aus. Zu Recht.
Auf der hohen Kante: Plateausandale von Saint Laurent.
Foto: Andreas Lux