Umtriebig

Warum der Salat Tardivo bei bitterem Wohnklima helfen kann.

Nährstofflich: Haargummi von Celine by Hedi Slimane. 

Foto: Bea De Giacomo.
Konzept und Setdesign: Valentina Cameranesi & Enrico Pompili

Hier zu sehen ist die »Blüte des Venezianischen Winters«, in der Szene bekannt als »Radicchio Rosso di Treviso Tardivo«. Im Hinterland von Venedig wird jeden Winter viel Aufhebens um Radicchio-Sorten betrieben, was sich von keinem anderen Hinterland der Welt sagen lässt. Die Krönung der Bittersalate (eigentlich sind es Zichorien-Gemüse) ist der Tardivo: Für die barock eingerollten Triebe wird der eigentliche Kopf nach zwei Frostnächten geerntet, gestutzt und dann in lauwarmem Wasser zwei Wochen zum erneuten Austreiben genötigt. Die Bauern erzeugen also falsche Frühlingsgefühle, und der Tardivo dankt es mit imposanten Ranken, die vorzüglich schmecken. Das Gewächs ist ziemlich teuer, aber man sollte es unbedingt mitnehmen, falls es irgendwo zu haben ist – Design und Farbe sind atemberaubend, zumal im Winter. Liegt ein Tardivo in der Küche, verändert sich sogar das Wohnklima: Mitbewohner verhalten sich in seiner Gegenwart ausgesprochen höflich, ziehen sich noch mal um oder machen komplizierte Hochsteckfrisuren – so elegant ist er.