Das letzte Hemd hat, wie man so sagt, keine Taschen. Als zerstreuter Modemensch neigt man dazu, diese Information lapidar einzuordnen, also in etwa: Was, keine Taschen? Ist doch gut, Taschen an Hemden tragen schließlich meistens auf, und wer möchte schon mit einem Outfit in die Ewigkeit spazieren, das nicht ganz vorteilhaft wirkt? Davon abgesehen ist der fromme Spruch eine Erinnerung daran, zu Lebzeiten das Geld rauszuhauen und Oma ihr klein Häuschen zu versaufen, also eigentlich gar nicht so fromm. Das Fehlen von Taschen wäre aber auch jenseits des Jenseits zu begrüßen. Denn es sammelt sich darin vor allem Firlefanz, den man weder hüben noch drüben brauchen kann: abgerissene Maskenbändchen, Paketeinlieferungsbelege, Bürgeramtswartemarken und veraltete Covid-Testergebnisse. Wenn man mal so geistesgegenwärtig ist, neben einem Mülleimer die Taschen umzudrehen, rauscht das Leben der vergangenen Monate an einem vorbei. Geld ist allerdings, entgegen der obigen Annahme, selten dabei, schon gar nicht in größeren Scheinen.
Habselig
Warum das Leben der vergangenen Monate an einem vorbeirauscht, wenn man mal die Taschen ausleert.