In der Stadt hat sich bekanntlich eine neue Art der Umverteilung durchgesetzt, und zwar in Form der »Zu verschenken«-Kiste. Darüber wird alles entsorgt, was zu schade zum Wegwerfen ist, zumindest war das mal der Gedanke. Mittlerweile hat man allerdings den Eindruck, dass dort einfach alles entsorgt wird, sogar halb volle Sirupflaschen, einzelne Schuhe oder Säge-Abschnitte von Küchenarbeitsplatten – vielleicht fehlt jemandem ja genau diese Ecke? Die Grenze zwischen aktiver Nachbarschaft und vermülltem Problemviertel ist jedenfalls deutlich unschärfer geworden. Man muss auch aufpassen: Weil sich alle daran gewöhnt haben, dass Dinge neben der Haustür zum Mitnehmen sind, darf man heute dort nichts auch nur kurz stehen lassen. Kinderwagen, frisch gelieferte Tische und Stühle, Kartons, die auf den Umzugslaster warten, ältere Verwandte, die einen zum Kaffeetrinken abholen – findet alles sofort dankbare Abnehmer. Urbane Profis versehen diese Sachen deshalb mit einem Aufkleber mit der Aufschrift: »Stehen lassen«.
Reichlich mitgenommen
Ist das geschenkt oder kann das weg? Zu-verschenken-Kisten verwischen die Grenze zwischen aktiver Nachbarschaft und vermülltem Problemviertel.