Gegen den Strich

Die Plakatkunst von Alejandro Magallanes aus Mexico City zeigt die zerrissene Seele seines Landes.

Das Bild, das wir von einem Land haben, ist immer nur so gut wie die Nachrichten, die uns von dort erreichen. Im Falle von Mexiko scheint es nur schlechte Nachrichten zu geben: Drogenkrieg, Mord und Totschlag, Kriminalität. Die Poster und Plakate des mexikanischen Grafikdesigners Alejandro Magallanes zeigen, dass es auch noch ein anderes Mexiko gibt, das wir nur deshalb nicht sehen, weil es uns keiner zeigt.

»Poster sind die einfachste und mächtigste Form, der Öffentlichkeit etwas mitzuteilen. Sie bewerben Produkte oder Veranstaltungen. Vor allem aber promoten sie das Beste, was eine Gesellschaft hervorzubringen vermag: Kultur«, sagt Magallanes.

Mehr als 400 Arbeiten umfasst sein grafisches Werk inzwischen, viele davon preisgekrönt und in internationalen Ausstellungen gewürdigt. Darunter Buchcover, Kinderbücher und Plakate fürs Theater, für Museen, für Konzerte. Sein Stil ist hybrid wie die Kultur, in der er groß geworden ist. Magallanes mixt virtuos alles, was es im Baukasten des Grafikers so gibt: Zeichnung und Fotografie, Handschrift und Computergrafik, Malerei und Collage, Ausrisse und Gekritzel. Er ist so etwas wie der mexikanische Toulouse-Lautrec seiner Generation, allerdings einer, dessen Wirkungskreis sich nicht zwischen Cafétischen und Künstlerzirkeln erschöpft. Magallanes weiß um die Zerrissenheit seines Landes und setzt ihr die heilende Kraft der Kunst entgegen: »Natürlich haben wir massive soziale Probleme, es gibt diesen brutalen Drogenkrieg, aber Gewalt und Kriminalität gibt es auch in anderen Ländern. Das hindert uns nicht daran, unser Land zu lieben, unsere reiche kulturelle Tradition zu pflegen.«

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Vieles dieser Tradition hallt bei Alejandro Magallanes nach: das aztekische Erbe, der Surrealismus von Frida Kahlo, der feine, manchmal böse Humor, der immer dort entsteht, wo es gefährlich ist, Wahrheiten offen auszusprechen. »Poster und Plakate werden nie aussterben«, sagt Magallanes. »Sie sind wie Fenster in die Seele eines Landes.«