Um sich ein bisschen wichtiger zu machen, tragen einige Menschen nicht bloß den eigenen Namen, sondern zusätzlich noch ein paar andere, prominentere Exemplare mit sich herum, die sie bei Gelegenheit fallen lassen. Namedropping nennt sich diese Unsitte, selbst vom Wörterbuch leicht angewidert übersetzt mit »Wichtigtuerei« und »Angeberei mit berühmten Bekannten«.
Das Einstiegsmodell ist der Klassik-Drop. Hier wird der Vorname fallen gelassen: »Als ich gestern mit Franjo essen war, habe ich mal lieber bezahlt.« Der Namedropper hat die Lektion begriffen, weil »Franjo« derzeit einzigartig ist. Keinen Sinn dagegen hat das Einstreuen von Allerweltsnamen: »Ich drehe gerade mit Matthias.« Aha? Einen Kinofilm mit dem Jungstar Matthias Schweighöfer? Einen Video-Blog mit dem Spiegel-Altstar Matthias Matussek? Däumchen mit dem ehemaligen Verkehrsminister Matthias Wissmann? Oder eine Runde im Mietwagen mit Matthias Reim (»Verdammt, ich hab nix«).
Noch schlimmer, »Karl«, ein Fiasko-Klassiker für Namedropper: »Mit Karl bin ich bis morgens um vier auf der Piste gewesen.« Der Satz bringt gar nichts, denn Karl kann auch der Opa des Namedroppers sein. Karl Marx, Karl May und Karl Valentin sind tot; bleibt noch Karl Lagerfeld, und der war es bestimmt nicht. Vielleicht Karl Dall? Googeln hilft nichts (133 Millionen Einträge für Karl, darunter ein Pornodarsteller namens Karl Arsch). Die Reaktion also: Karl ist egal.
Wer mit solchen Allerweltsnamen konfrontiert wird, sollte deshalb mit dem Konter-Drop antworten: »Bis um halb vier? Da wurde es aber höchste Zeit für Karls Ruhe!« Der Konter-Drop sitzt nur dann, wenn er schnell kommt: »Neulich habe ich die Franka in der Sauna getroffen.« – »Echt? Hat sie mir gar nicht erzählt.« Volltreffer. Wer seiner Schlagfertigkeit nicht traut, wiederholt einfach: »Ja ja, die Franka mag es heiß.« Das klingt nach Insider-Wissen und nach einem dreckigen Geheimnis.
Glaubwürdigkeit ist oberste Regel beim Namedroppen. Ausgeschlossen also ein Satz wie: »Neulich war ich beim Joseph in Rom. Der ist echt spießig eingerichtet.«
Was aber machen Menschen, die keinen Prominenten kennen? Die gehen mit Rückenschmerzen zum Arzt und verlassen die Praxis mit Spondylolisthese oder Discusprolaps, man kennt das ja.
Abends dann werfen sie diese Wörter mit Leidensmiene in eine bis dahin fröhliche Runde, in der – das ist den neuen Zeiten geschuldet – immer mehr Systemadministratoren sitzen, die ihrerseits mit Buchstaben- und Zahlencodes prahlen, weil sie ihren Computer mit einem Crucial 1GB DDR2-800 aufgerüstet haben.
Da fragt dann der Patient den Computerfachmann: »Ach, tut das auch so weh?« Und der Einzige in der Runde, der weder krank ist noch einen Prominenten kennt noch einen Systemadministratoren liebt, denkt sich leise: Schön wär’s.