Gibt es eine Kritik an Ihrer Kolumne, die Sie sich gemerkt haben? (Ernst Jellner)
Ich merke mir jede Kritik an meiner Kolumne, über Jahre hinweg, mit Namen und Adresse des Absenders. Im Grunde ist es das Einzige, was ich mir merke.
Können Sie ein Gedicht aufsagen? (Maria Naumann)
Mit Gedichtaufsagen habe ich ein Problem, seit ich zum siebzigsten Geburtstag meines Großvaters eines aufsagen sollte. Ich lernte es auswendig, aber als die Festgemeinde versammelt war, weigerte ich mich vorzutragen. Ich wollte kein dressiertes Äffchen sein. Mein Vater fluchte, ich blieb stur. Ich kann seitdem überhaupt nichts auswendig. Ich bin nicht stolz drauf, aber es ist so. Mein Gedächtnis ist ein Witz. Und es ist blockiert mit Namen derer, die meine Kolumne kritisiert haben.
Wer schreibt Hackes Kolumne, wenn er im Urlaub ist? (Susanne Weber)
Hacke schreibt immer selbst! Wenn er im Urlaub ist, schreibt er aus dem Urlaub, an dem Tag ist kein Urlaub. Ausgenommen manchmal, im Sommer, da schreibt er Kolumnen auf Vorrat, die werden dann gedruckt. Ich finde, eine Kolumne hat ihren Sinn auch in ihrer Regelmäßigkeit, in ihrem Immerdasein. Was auch in der Welt geschieht: Der Kolumnist soll schreiben, die Kolumne soll dastehen. Ich finde, der Kolumnist müsste sich auch noch das Weltende irgendwie anverwandeln, in einer letzten Kolumne.
Würden Sie gern mal einen Tag mit Ihrem Freund und Zeit-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo tauschen? (Susanne Weber)
Warum nicht? Bei guten Freunden und der eigenen Ehefrau wünscht man sich doch immer, einmal wirklich zu verstehen, wie der oder die denkt und fühlt. Mehr als ein Tag dürfte es aber nicht sein, er arbeitet viel zu viel für meinen Geschmack.
Haben Sie eine Ahnung, welche Auswirkungen Ihre Kolumnen auf die Leser haben? Ich halte krampfhaft meine Schlüssel fest, wenn ich den Papiermüll zum Container bringe! (Anja Schenkel)
Das rührt mich zu Tränen, dass Sie sich an diesen Text erinnern! Es ist ja bestimmt zehn Jahre her, dass ich mal geschrieben habe, mir sei der Schlüssel zusammen mit den Flaschen in den Glascontainer gefallen. Ich hatte die Geschichte selbst schon ganz vergessen, die Kolumne war auch nicht besonders gut. Übrigens ist mir das in Wahrheit nie passiert. Hab ich mir nur ausgedacht. Entspannen Sie sich, Frau Schenkel!
Bekommen Sie eigentlich häufig von Ihren Lesern Glossen zugeschickt? Und wenn ja: Ist das eher Lust oder Last für Sie? (Thomas Hessel)
Ich würde lügen, wenn ich sagte, ich fände es eine Lust. Aber mir ist der Kontakt zu den Lesern sehr wichtig, ich finde, ein Autor wie ich sollte Zeit für seine Leser haben, das gehört irgendwie zum Job. Und Bücher wie die über den weißen Neger Wumbaba hätte ich ja ohne die Leser gar nicht schreiben können, ich bin ihnen sehr dankbar und schulde ihnen etwas. Also lüge ich schon mal und sage: Ich finde es ganz interessant, wenn mir Leser Glossen schicken.
Wovon träumt Axel Hacke nachts? (Andreas Klessinger)
Das hat mich meine Analytikerin auch immer gefragt … Manchmal träume ich, dass ich riesige Stapel von Glossen lesen muss, die mir Leser geschickt haben, und wache dann schreiend auf. Früher hatte ich bestimmte Träume immer wieder, eine Variante ging so: Der Bundestrainer hat mich in die Fußballnationalelf berufen, das erste Mal, ich freue mich wie irre, will mit dem Bus zum Stadion fahren – aber der Bus kommt nicht. Ich will zu Fuß gehen, aber ich finde den Weg nicht. Ich versuche, Autos anzuhalten, aber keiner stoppt. Immer näher rückt der Anpfiff, ich gerate in Panik, es ist entsetzlich. Dann wache ich meistens auf.
777 großartige Kolumnen, was soll da noch kommen? (Carin Müller)
Ich plane 777 stinklangweilige, unerträglich dumme Geschichten.
Hat man nach 777 Kolumnen eigentlich noch Frühlingsgefühle? (Hans-Gerd Kästner)
Ja. Oft bisweilen, aber auch sehr herbstliche Empfindungen.
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Fragen an Axel Hacke, Teil 4
Foto: Sorin Morar, Illustration: Dirk Schmidt