Im vergangenen September hatte sie sich hingelegt, zum Schlafen, und im Dezember erst wachte sie auf, Beth Goodier aus der Nähe von Manchester, fast vier Monate hatte die 23-Jährige durchgeschlafen, ein neuer Rekord, kein Rufen, Schütteln, Leuchten konnte sie wecken, aufschrecken ja, aber gleich sackte sie wieder weg.
Sie hatte wieder zugeschlagen, die Krankheit unter der sie seit sechs Jahren leidet: das Dornröschen-Syndrom. Meistens trifft die Krankheit Jugendliche. Sie schlafen mal Tage, mal Wochen, mal Monate. Wachen sie kurz auf, dann denken, fühlen und sprechen sie wie ein Kind, Beth etwa wie eine Fünfjährige. Klingt die Krankheit ab, leben sie normal, bis es wieder aufflammt.
Drei Schübe hatte Beth im vergangenen Jahr, drei mal drei Monate. Woher die Krankheit kommt? Niemand weiß es genau. Was man dagegen tun kann? Nichts. Sie verschwindet so geheimnisvoll, wie sie gekommen ist, im Durchschnitt nach 13 Jahren. »Dornröschen-Krankheit«, sagt Beth. »Es klingt romantisch, nach Märchen, aber es ist ein Albtraum.«
Es ist verheerend, sagt Beths Arzt in London. Gerade Teenager trifft die Krankheit hart, sie verschlafen die Zeit, in der sich ihr Leben formt, zwischen 17 und 30. Verlorene Jahre: kein Abschluss, kein Beruf, die meisten Freunde verloren. Und eine Liebe nie gefunden.
»Fast nie«, sagt Beth. Sie hat ja Dan. Seit drei Jahren sind sie zusammen. Jeden Tag, auch wenn sie schläft, setzt er sich nach der Arbeit an ihr Bett und redet mit ihr und wartet. Vielleicht wird sie ja wach. »Niemand kann das mit Dan glauben«, sagt Beth. »Meine Freundinnen sagen: Das ist das Märchen.«
Wie die beiden sich kennengelernt haben, wie ungewöhnlich ihre Liebe im Alltag aussieht,lesen Sie hier mit SZ Plus:
Foto: Jon Shard