Wieder wenig Platz dieses Mal, was einerseits schade, andererseits völlig in Ordnung ist, und zwar beides aus demselben Grund: San Francisco scheint die absolute Lieblingsstadt der SZ-Magazin-Leser zu sein. Für keinen anderen Ort habe ich bisher so viele Aufträge, Anregungen, Empfehlungen bekommen, die meisten Mails begannen mit »Sie müssen unbedingt …«. Deshalb muss ich über San Francisco gar nicht viel erzählen: Anscheinend war ja ohnehin jeder Leser schon da. Die Stadt ist genauso wundervoll, wie alle immer sagen, und sehr viel kleiner, als ich dachte. Was toll war, denn es gab einiges zu tun: »Gehen Sie zum Rolfing.« Gleich drei Leser hatten den Wunsch. Und da ich prinzipiell alles mache, bei dem ich liegen kann und es mir hinterher besser geht: aber gern. Audrey Mei hat mir eine brutal schmerzhafte Massage verpasst, die mich hinterher aber wie über einen sehr, sehr dicken Teppich gehen ließ.
»Gehen Sie ins Fat Chance Belly Dance-Studio, und lernen Sie Bauchtanz im American Tribal Style.« Oh Gott. Na gut. Und ich muss gestehen: beeindruckend. Nach der Stunde war ich völlig erschöpft, und von den Zimbeln hatte ich am Tag danach den ersten Handmuskelkater meines Lebens.
Ich war Unterrichtsstoff in einer deutsch-amerikanischen Schule, habe mich auf die Suche nach Werken eines iPad-Künstlers gemacht und kurz mit der Idee gespielt, mir ein Bambusfahrrad zu bauen (www.bamboobikestudio.com), war im Ostalgie-Restaurant »Walzwerk« (Soljanka auf der Karte, Honecker an der Wand), habe On the Road im »Vesuvio« gegenüber dem legendären City Lights Bookstore gelesen, nach den alten Hamburger Straßenwagen im Depot der SF Municipal Railway gefahndet und wurde von der Brieffreundin einer Leserin zu einem Treffen eines Mail Art Clubs mitgenommen.
Bei einem Auftrag (»Es gab irgendwo einen Außenaufzug mit tollem Blick, können Sie rausfinden, wo? Ich weiß nur noch, da waren hohe Häuser …«) wollte ich schon aufgeben, da kam noch eine »Sie müssen unbedingt …«-Mail eines anderen Lesers. Es ist der Aufzug am Neubau des »Westin St. Francis Hotels« am Union Square, der Blick ist tatsächlich sensationell; vielen Dank, lieber Stephan, für den rettenden Hinweis. Und Werner: Die Sache mit Neil Young habe ich auch geklärt.
Foto: Camillo Büchelmeier