»Meine Wut ist groß, sehr groß«, schreibt Floras Mutter. »Größer als die Wut auf die Abhängigen, die meine Tochter angefixt haben, ist meine Wut auf das Jugendamt und die Schule.« Flora T. war 19, als sie an einer Überdosis Fentanyl starb, ein opiathaltiges Schmerzmittel. Und die Geschichte ihres Todes hört sich an, als hätten hier die Behörden ziemlich überreagiert. Das fröhliche Mädchen, das einmal, im März 2008, beim Kiffen in der Schule und ein weiteres Mal mit Drogen in der Tasche erwischt worden war, wurde vom Münchner Jugendamt zur Entgiftung mit Langzeitalkoholikern und Heroinabhängigen zusammengesteckt.
Obwohl der Sozialpädagoge der Klinik sie nach ein paar Tagen heimschicken wollte, weil das Mädchen dort fehl am Platz und das Gift längst aus ihrem Organismus ausgeschieden war, beharrten Amt und Schule auf einer stationären Therapie für Suchtkranke. Das Jugendamt hatte der allein erziehenden Mutter ohne Anhörung das Sorgerecht bereits entzogen. Flora verlor den Bezug zu ihren bisherigen Freundinnen. In der Therapie verliebte sie sich in einen doppelt so alten Junkie. Und wurde selbst süchtig. Wollte ihrem Freund beistehen, konnte sich selbst nicht helfen. Und packte es am Ende nicht. Der heroinabhängigen Flora konnte das Jugendamt dann auch nicht mehr beistehen.
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