Vor sechs Jahren, 2004, erschien zum ersten Mal ein SZ-Magazin mit Nachrufen. Damals habe ich dieses Heft mit Sabine Magerl betreut. Jetzt schreibe ich ihren Nachruf. Sabine Magerl wurde 43 Jahre alt. Wir waren Kolleginnen, wir kannten uns vom Aufzug: In den Neunzigerjahren arbeiteten wir beide im Süddeutschen Verlag, sie für Jetzt, das Jugendmagazin, ich für das SZ-Magazin. Wir trafen uns wieder, in Berlin, bei der Zeit und gingen beide später zurück nach München. Sie schrieb viel für das SZ-Magazin, wichtige Geschichten, wie jene über die Frauen von 37 Jahren, von denen sie damals selbst eine war, die sich, trotz all der Möglichkeiten, die sie hatten, wünschten, auf die »Reset«-Taste drücken zu können, um ein paar Weichen in ihrem Leben anders zu stellen.
Die Ärzte sagen, Sabine starb, weil sie krank war und große Schmerzen hatte. Ich glaube es, aber ich glaube, da war noch mehr. Sie hatte etwas, das ganz wenige haben: Sie hörte Töne, wo für andere nur Stille herrschte, sie sah Farben, wo andere im Nebel stocherten. Die scheinbar kleinen Dinge machten ihre Geschichten groß, Leser liebten sie, weil sie das Gewicht der leichten Dinge beschrieb, tänzelnd und klug. Das wird immer ihr Verdienst bleiben. Aber es machte sie auch verletzlicher als andere. Und sie war nicht gut darin, sich zu schützen.
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Foto: Raimund Koch