Und, was haben Sie am vergangenen Samstag gemacht? Ein bisschen aufgeräumt, eingekauft, gelesen, Freunde getroffen? Sonst nichts? Bravo, da haben Sie das Wichtigste verpasst. Schließlich findet jedes Jahr am 9. Mai der Tag des Orgasmus statt. Wie genau der zu feiern ist, nun ja, Sie ahnen es. Arimateio Dantas, Gemeinderat der Kleinstadt Esperantina im Nordosten Brasiliens, hat diesen Tag angeblich geschaffen, um all das, was er bei seiner Ehefrau versäumt hat, wieder gut zu machen. Und so feiert man den Tag des Orgasmus bzw. vielmehr des weiblichen Orgasmus, um den Bewohnerinnen von Esperantina und anderorts ein erfüllteres Sexualleben zu bescheren. Obrigado.
Manche feiern diesen Tag auch am 8. August, aber ehrlich gesagt wäre es besser, wenn das ganze Orgasmus-Dings ohnehin nicht auf ein oder zwei Termine pro Jahr beschränkt würde. Denn ob Tag des Orgasmus oder nicht: Traurig ist doch, dass die Menschen in Brasilien oder Braunschweig immer einen Anlass brauchen, um es sich schön zu machen. Man denke an Weihnachten – die besten Geschenke findet man nicht unbedingt Mitte Dezember, sondern manchmal erst im April. Wäre ein Jammer, wenn man dann nicht zuschlägt oder das Geschenk bis zum 24. Dezember im Schrank aufbewahrt. Lieber gleich ein- und auspacken lassen. So sollte man es auch mit dem Orgasmus handhaben. Seltsam genug also, dass es extra Festtage für den Höhepunkt gibt.
Noch merkwürdiger ist es jedoch, dass sich viele Menschen um immer ausgefallenere Rekorde rund um das Thema Sex bemühen anstatt um einen simplen Orgasmus. Man nehme Masanobu Sato aus Japan. Er ließ sich 2009 feiern, weil er neun Stunden und 58 Minuten durchgehend masturbierte – beim Onanie-Marathon in San Francisco. Oder Tatyana Kozhevnikova, die es ins Guinness Buch der Rekorde geschafft hat, weil sie als einzige Frau weltweit mit ihren Beckenbodenmuskeln 14 Kilo heben kann (Wer ähnliche Pläne hat: hier klicken).
Auch schön: der Rafting-Wettbewerb auf dem russischen Fluss Vuoska bei Leningrad mit aufblasbaren Sexpuppen oder die 18.500 Kondome, die der Portugiese Carl Dionisio vier Monate lang aneinander knotete, um damit einen Bungee-Sprung aus 30 Meter Höhe zu wagen. Den traurigsten Rekord hat allerdings ein Mitarbeiter der US-Behörde erreicht: Er versuchte in einem Monat mehr als 16.000 Mal von seinem Arbeitsrechner aus, sehr eindeutige Webseiten zu öffnen.
Am 9. Mai wurde auch der »lost sock memorial day« gefeiert, also der Tag, an dem all der verlorenen Socken auf dieser Welt gedacht wird. Was insofern ein ganz besonders trauriger Anlass ist, da uns Herr Raether erst neulich darüber informiert hat, dass die Orgasmus-Rate von Frauen um 30 Prozent steigt, wenn sie beim Sex die Socken anbehalten. Glaubt man allerdings der Urologin Maria Angela Cerruto von der Universität Verona kann man auch die verbliebene Socke in die Tonne werfen und auf hohe Schuhe umsteigen. Denn damit lassen sich die Kontraktionskräfte der Beckenbodenmuskeln stärken. Ab sieben Zentimeter hohen Absätzen könnten Frauen einen intensiveren Orgasmus erleben, so Cerruto. Und das auch nach dem 9. Mai.
Illustration: Eugenia Loli