Drachenlenken am Meer

Wir stellen Ihnen jede Woche junge, talentierte Fotografen vor. Diesmal: der Österreicher Marco Rossi, der Kite-Surfern in seinen großformatigen Bildern viel Raum zum Abheben gibt.


Name:
Normal 0 21 Marco Rossi Geboren am: 17.8.1984in Graz/Österreich Ausbildung: Lehre zum Informatiker Lebt in: Wien/Österreich Website: www.abzug.at

Marco Rossi, Sie sind gelernter Informatiker. Heute leben Sie von der Fotografie. Wie kam es dazu?
Dass ich jetzt fotografiere, ist ein schöner Zufall. Ich habe während meiner Ausbildung viel in den Bereichen Grafik, Illustration und Webdesign gearbeitet. Weil die Stock-Bilder der Agenturen aber oft zu teuer waren, hab ich mir irgendwann eine eigene Kamera gekauft und von da an hauptsächlich fotografiert. Vorher war ich auch als Briefträger, Automonteur, Call-Center-Agent und Kellner tätig. Seit knapp zwei Jahren kann ich von der Fotografie gut leben.

Sie fotografieren für die österreichische Modedesignerin Lena Hoschek, für diverse Magazine, hatten einige Prominente vor der Kamera, und machen wunderschöne Landschaftsaufnahmen, wie die Serie der Kite-Surfer. Wieso diese Mischung?
Werbefotografie ist Brotarbeit und zahlt mir die Miete. Die Kite-Bilder, die Sie meinen, sind letzten Winter im spanischen Tarifa, an der Straße von Gibraltar, entstanden. Was mich am meisten interessiert ist die Reportage, vor allem in Kombination mit Portraits. Generell sagt man mir in allen Bereichen einen eher reportageartigen Stil nach. Was mich reizt, ist, mit Menschen ins Gespräch zu kommen, ihre Geschichte sichtbar zu machen. Das Motiv legt immer den Grundstein für ein gelungenes Bild, die Bearbeitung danach ist aber nicht unwesentlich, da sie dem Foto eine gewisse Stilisierung gibt. Mit den Farben und Kontrasten meiner Bildbearbeitung kann ich den Betrachter sehen lassen, was ich im Moment der Aufnahme gefühlt habe, für mich ein essenzieller Part.

Meistgelesen diese Woche:

Welche Geschichten würden sie mit ihren Bildern noch gerne erzählen?
Geschichten über die japanische Kultur, zum Beispiel. Oder über die Schweißer in Pakistan, die riesige Tankschiffe zerschneiden und dabei ihr Leben riskieren. Da gibt’s einiges...

Ist Österreich für einen jungen Fotografen das richtige Land?
Am Anfang ist es in Österreich nicht leicht, von der Fotografie zu leben, es gibt wenige Magazine, kleine Budgets und viele Fotografen. Viele Freunde sind deshalb nach London und New York ausgewandert. Und danach meist wieder zurückgekommen.

Haben Sie schon ein neues, eigenes Projekt in Planung?
Ja, im Oktober werde ich eine Serie mit Menschen machen, die am Wiener Flughafen arbeiten. Dabei möchte einen Blick hinter die Kulissen dieses Betriebs werfen, und mir ein Bild von den Leuten machen, die diesen Organismus Tag für Tag am Laufen halten.