Nackte und Muskelmänner

Wir stellen Ihnen jede Woche junge, talentierte Fotografen vor. Diesmal: Ulrike Brückner und ihre Serie über bizarre Formen der Selbstdarstellung im Internet.

    Name: Ulrike Brückner
    Jahrgang: 1971
    Ausbildung: Studium der Visuellen Kommunikation an der Rietveld Academie in Amsterdam und an der Neuen Schule für Fotografie, Berlin
    Kontakt: http://www.musterfoto.org

    SZ-Magazin: Frau Brückner, Ausgangspunkt Ihrer Arbeit "Space for" sind im Internet veröffentlichte, private Fotografien, die Sie aus ihrer ursprünglichen Umgebung herausschneiden und in einem künstlichen Raum neu präsentieren. Wie sind Sie auf die Idee gekommen?
    Ulrike Brückner: Ich habe angefangen solche privaten Bilder aus dem Web zu sammeln, an die 300 Stück, und eine Dramaturgie in dieser Sammlung geschaffen. Die Strecke lag dann etwas, bis ich sie mir nach einem dreiviertel Jahr noch einmal angesehen habe. Ich hatte zu der Zeit mit einem Fotografen über die Stärke der Unschärfe in der Fotografie gesprochen – dabei habe ich bemerkt, je mehr ich von dem Hintergrund wegnehme, desto mehr wird die Person freigelegt, desto mehr konzentriere ich mich auf die Person, etwa seine Körpersprache.

    Haben Sie ein Feedback der Leute auf den Fotos bekommen?

    Nein, ich habe die nicht angeschrieben, sondern einfach nur die Bilder genommen, etwa von Flickr und anderen Fotoforen. Natürlich habe ich mir die Verwendung der Fotos rechtlich absichern lassen.

    Wie finden Sie als Profi eine Hobby-Fotografenseite wie Flickr?

    Ich finde es solche Seiten faszinierend – das war ja der Ausgangspunkt dieser Arbeit. Früher blieb das Private privat, man musste die Personen kennen, um solche Bilder sehen zu können. Jetzt kriegt man alles zu sehen, was man sehen möchte – und nicht sehen möchte. Das hat mich daran auch gereizt: was die Leute freiwillig von sich preisgeben ist visuell eine neue, interessante Erfahrung. Aber das möchte ich dazu sagen: Die Bilder sind losgelöst vom Internet, es geht bei dieser Strecke letztlich um Selbstdarstellung.

    Der Beruf des Fotografen wäre ohne den offenbar urmenschlichen Wunsch nach Selbstdarstellung nicht denkbar, oder?

    Ich bin froh darüber, sonst hätte es das Projekt nie geben können. Ich bin fasziniert von solchen Selbstdarstellungen, ich werte sie nicht. Mich verwundert gar nicht so sehr das Bedürfnis danach, aber es gibt etwa eine erotische Form der Selbstdarstellung, da wundert es mich, wie viel die Leute zeigen. Woran arbeiten Sie aktuell?
    Mein neues Projekt heißt: „be yourself yourself“. Es geht schon wieder um Selbstdarstellung, um Identität, wie bei vielen meiner Projekte. Ich arbeite mit Fotos von Personen in Musterhäusern, eine von mir vorher entwickelte Bildserie. Diese Fotos positioniere ich dann in einem neu dafür gefundenen oder zusammengestellten Raum, der einen Kommentar wiederum auf das vorhandene Foto abgibt und eine neue Betrachtungsebene schafft.

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