Im Feldlager Kundus oder Masar-i-Scharif kann der deutsche Soldat wenig kaufen, was es in der Heimat gibt. Umgekehrt gibt es dort Dinge, die zu Hause schwer zu kriegen sind: etwa das sandfarbene T-Shirt, bei dem auf Brusthöhe das Abzeichen der ISAF sitzt, der internationalen Schutztruppe. Die Rückseite jedoch zeigt Soldaten, wie sie Türen eintreten, dazu der Satz: »Wir machen Hausbesuche.« Solche Motive finden sich auf Tassen, Stiften - und besonders häufig auf Aufnähern. Die Soldaten tragen sie auf ihrer Freizeitkleidung, und so sind sie die soziologisch interessante Kehrseite der amtlichen Militärabzeichen geworden, seit die Heimat am Hindukusch verteidigt wird.
Daheim wäre der Soldat schlecht beraten, trüge er auf der Uniform neben dem offiziellen ISAF-Sticker noch einen, der diese Abkürzung mit I saw Americans fighting erklärt, ich sah Amerikaner kämpfen. Soll heißen: Sobald es ernst wird, nehmen die Amis ohnehin nur sehr wenige Partner ernst, und dazu zählt bestimmt nicht die Bundeswehr. Das mag aufsässig klingen, ist aber - wie die Ankündigung der Hausbesuche - von einer gewissen Freude und Ironie getragen, die dem deutschen Militär insgesamt doch eher fremd ist. Bei US-Einheiten begehrt sind eher Aufnäher aus dem Themenkomplex »Schieß erst, frag später«, etwa: »Falls ihr nicht wisst, was euch getroffen hat: Es waren wir.« Oder der Klassiker: When the going gets tough, the tough get going - wenn es hart auf hart geht, wird es Zeit, die Härtesten der Harten in Marsch zu setzen.
Bei der Bundeswehr dagegen dominieren andere Motivstränge. Einer davon setzt sich mit der Frage auseinander: Was tun wir hier eigentlich noch, wenn sich alle nur noch dafür interessieren, dass wir so bald wie möglich verschwinden? »Akzeptieren ist einfacher als verstehen« etwa ist von einer philosophischen Tiefe, die konkreteren Zielen abgeht: »Good bye, Absurdistan …« Zumindest in Friedenskreisen wird man die Aufnäher gern zur Kenntnis nehmen: Sie deuten nicht gerade auf eine Militarisierung der deutschen Außenpolitik hin.
/ Konzept und Recherche: Kerstin Greiner / Fotos: Denis Pernath / Produktion: Benjamin Röder