Puerto Maldonado liegt mitten im feuchtheißen Tiefland des Amazonas, am Rio Madre de Dios. Touristen kommen wegen des Regenwaldes und weil das Kaff einen Flughafen hat. Neulich war über den verschlafenen Ort in Peru aber sogar in der Zeitung zu lesen: Im Januar besuchte Papst Franziskus Puerto Maldonado. Goldsucher zerstören in der Region seit einigen Jahren sehr viel Wald und vergiften die Flüsse mit ihrem Müll, zum Beispiel mit Quecksilber. Es gibt organisierte Kriminalität, Zwangsprostitution, Korruption der Behörden und alles, was dazu gehört. Der Papst berief deshalb für 2019 eine Bischofskonferenz über die Probleme am Amazonas ein.
Mit meiner Familie war ich ein paar Tage in einer Öko-Lodge bei Puerto Maldonado, dem Inkaterra Reserva Amazonica. Die Übernachtung dort ist nicht günstig. Der Preis erklärt sich allerdings nicht nur über die luxuriöse Einrichtung der Lodge, auch Umweltschutz kostet die Betreiber viel Geld. Die einzige Möglichkeit, den Regenwald um Puerto Maldonado zu bewahren, scheint im Moment nämlich zu sein, den Wald zu kaufen. Genau das versuchen die Eigentümer der peruanischen Hotel-Gruppe. Um die Lodge und entlang des Rio Madre de Dios wurden viele Quadratkilometer Regenwald gekauft und unter Schutz gestellt. Ein paar andere Öko-Lodges betreiben ähnliche Initiativen. Im Vergleich zu den riesigen bedrohten Flächen ist das viel zu wenig, aber der peruanische Staat scheint hier restlos überfordert. Vielleicht kann der Papst helfen.
Wir sahen Riesenmeerschweine, Krokodile und faustgroße Spinnen, aber auch bunte Vögel und Schmetterlinge. Auf einer Sandbank im Fluss stand ein kleines Schaufelrad, ein paar Flussbiegungen weiter war eine Insel in zwei Teile gefräst – Spuren der Goldsucher. Das war auf dem Weg zum Lago Valencia, der See ist voll von Piranhas, ein Angelausflug. Es war ein etwas surreales Unterfangen: Frau und Töchterchen hatten noch nie geangelt, ich zwar schon - aber vor allem wegen der gemütlichen Brotzeit auf dem Meer. Ein Fisch an der Angel hätte mich dabei eher irritiert. Jetzt fuhren wir zwei Stunden lang mit dem Boot flussaufwärts, um an der Grenze zu Kolumbien mitten im Urwald Piranhas zu angeln. Der See hat sich aus einer Flussschleife gebildet, auch er gehört zum Schutzgebiet, gleichzeitig ist der Lago Valencia Ausflugsziel für Ökotouristen. Unser Guide Hugo erklärte uns, wie wir fischen sollten. Man braucht nur einen Stock, eine kurze Schnur, einen massiven Angelhaken und ein Stück Draht – der ist wichtig, damit die aggressiven Fische mit ihren scharfen Zähnen nicht jedesmal die Angelschnur durchbeißen.
Bei meinen ersten Versuchen hielt ich die Angel mit einem Stück Fleisch ins Wasser, spürte den Biss eines Fisches und riss die Angel aus dem Wasser. Der Haken war jedesmal leer, ein hungriger Piranha hatte sich sein Steak schneller geholt, als ich reagieren konnte. Die ersten Fische fingen meine Frau und Tochter. Es wurde sehr schnell sehr heiß, wir wechselten den Platz. Nach vielen Fehlversuchen fing ich schließlich auch noch mehrere Piranhas, zusammen hatten wir genug für das Mittagessen. Die Zubereitung ist einfach: Die Fische ausnehmen, salzen, mit reichlich Öl braten. Piranhas schmecken sehr edel, ein wenig wie Zander, aber mit einer viel feineren Struktur.
Auf dem Heimweg hielt Hugo in der Mitte des Sees und grinste: Es ist heiß, ihr schwitzt, springt doch rein. Auf unsere zweifelnden Blicke antwortete er: Piranhas sind doch eigentlich niedlich, wenn du nicht blutest, fressen sie dich auch nicht und außerdem ist es tief hier, das mögen Piranhas nicht so gerne. Wir schwammen nicht allzu weit weg vom Boot, es war herrlich. Erst als wir wieder an Bord waren, bemerkten wir den blutigen Zeh unserer Tochter.