Deutschland könnte ein Paradies sein! Das ist aber noch nicht lange so, abgesehen vom Rheintal vielleicht. Im Rest der Republik wachsen Feigenbäume erst, seit die Klimaüberhitzung harte Winter weggeschmolzen hat. In meinem Garten zum Beispiel sind im Laufe der Jahre immer wieder Feigenbäume in Töpfen gewachsen, mit durch prekäre Überwinterungsbedingungen leider begrenzter Lebenserwartung. Doch seit ein paar Jahren wächst dort in einer gar nicht mal so geschützten Ecke ein gesunder, kleiner Feigenbaum. Ich warte noch auf die erste Ernte, habe aber schon mal recherchiert, was ich vielleicht später im Herbst mit den unreifen Früchten anstellen kann. Feigengemüse scheint eine Option zu sein. Aber Blätter hat das Bäumchen schon, in diesem unglaublich schönen matten Feigenblattgrün mit einem Relief aus fein verästelten Blattadern. Schon seit Jahren warte ich auf die richtige Gelegenheit mit Feigenblättern zu kochen – jetzt habe ich ein Öl aus den Blättern gemixt: Es leuchtet intensiver grün als alle anderen Kräuteröle, schmeckt erstaunlich nussig und duftet nach dem Milchsaft der Feigenblätter. Der Duft erinnert entfernt an den Geruch im Feigenbaum auf einer sommerlichen sizilianischen Vulkaninsel, aber ohne dessen schwere, mostige Süße. Noch besser sollen Feigenblätter im Frühling schmecken, wenn sie noch praller mit dem Milchsaft gefüllt sind – ob das stimmt, kann ich Ihnen erst im kommenden Jahr sagen. Aber auch jetzt schon lohnt es sich, so ein Feigenblätteröl zu mixen. Die Kombination mit klassischen Neunziger-Jahre-Portweinfeigen und Kokosjoghurt passt wunderbar. Man kann das Öl aber auch einfach über eine Burrata mit Tomaten träufeln oder in eine cremige Bohnen- oder Kartoffelsuppe, ich kann mir viele schöne Kombinationsmöglichkeiten vorstellen.
Nur hat leider nicht jeder einen Feigenbaum in Topf oder Garten, mit viel Glück findet man einen italienischen Gemüsehändler, der eine Tüte Blätter aus Italien mitbringen lassen kann. Sonst müssen Sie das Öl vielleicht während eines Urlaubs in Südeuropa zubereiten, das Warten lohnt sich.
P.S.: Ein Duftöl aus Zitronenverbeneblättern könnte die Wartezeit auf frische Feigenblätter angenehm verkürzen.
Feigen auf Kokosnussjoghurt in Feigenblätteröl
Zutaten:
- 1 knappes Dutzend frische Feigenblätter (etwa 70 g für 4 Pers.) Feige
- 200 ml Rapsöl oder ein anderes helles neutrales Öl Öl
- Salz
- 8 schöne, reife Feigen Feige
- 1 Bio-Zitrone Zitrone
- 500 ml Portwein
- 3 Gewürznelken Gewürznelke
- 1 TL Pimentkörner Piment
- 1 Zimtstange Zimt
- 100 g Zucker
- 250 g Kokosjoghurt Joghurt
1. Die Zitrone heiß waschen, abtrocknen und die Schale hauchdünn abschälen. Den Saft auspressen. Zitronenschale und -saft mit Portwein, Gewürzen und Zucker aufkochen. 5 Minuten bei schwacher Hitze köcheln lassen. Feigen zugeben und noch kurz kochen lassen – reife Feigen nur 2 Minuten, nicht ganz so reife Feigen eher 5 Minuten. Feigen eng in ein hohes Gefäß schichten. Vorsichtig rütteln, damit die Feigen auch wirklich möglichst eng liegen. Den Sirup noch einmal aufkochen, über die Feigen gießen. Die Flüssigkeit soll die Feigen möglichst vollständig bedecken. Die Feigen mindestens 2 Tage im Kühlschrank durchziehen lassen.
2. Für das Öl die Feigenblätter waschen, die ganz dicken Stiele und Blattadern entfernen, den Rest abtrocknen und mit einer Prise Salz und dem Öl etwa 10 Min. lang mixen, dabei wird das Öl heiß und das ist gut so, dann sollte es auch schön grün und aromatisch sein. Ein paar Stunden ziehen lassen, dann durch ein feines Teesieb abgießen.
3. Feigen aus dem Fond nehmen, Kokosjoghurt mit den Feigen anrichten und etwas Feigensirup und Feigenblätteröl darüber verteilen.
Tipp: Das restliche Feigensirup passt gut zu Joghurt, Quark und Fruchtsalat.