Dieser Salat verlängert den Sommer

Im Netz kursiert eine Anleitung, wie man Sardinen mit Küchenpapier räuchert. Bloß nicht, sagt Hans Gerlach: Für diesen warmen Sardinensalat braucht man nur eine Pfanne und eine Schüssel – das klappt am Campingplatz genauso wie in der Küche.

Kichererbsen, Gurke, Stangensellerie und Mini-Romanasalatherzen machen den Ölsardinensalat herrlich frisch.

Text, Foto & Video: Hans Gerlach

Küchenpapier brannte wie ein riesiger Docht auf einer Ölsardinendose. In einem sehr erfolgreichen Instagram-Video schlägt eine britische Firma vor, auf diese Weise Ölsardinen nicht nur zu erhitzen, sondern gleichzeitig zu räuchern. Eine auf den ersten Blick supercoole und auch sehr praktische Technik, um auf Festivals, in den Bergen, oder sonst wo fern der Zivilisation schnell was Feines zu zaubern. Nur ist nicht jeder Beitrag, der sich wie ein Lauffeuer im Internet verbreitet auch wirklich durchdacht. Ich wollte an die schöne Idee glauben, hatte aber zarte Zweifel, ob es wirklich sinnvoll sei, durch Fischpartikel getrübtes Olivenöl auf meinem Essen zu verbrennen. Deshalb bat ich Brüne, den Chemiker meines Vertrauens, um seine professionelle Einschätzung. Laienhaft zusammengefasst meinte der Experte, das verbrannte Öl sei sicher kein Gesundheitselixir. Aber beim Grillen entstünden schließlich auch nicht immer ausschließlich gesunde Chemikalien in den leckeren Krusten. Wer Genuss will, kann sich aktiv entscheiden, manche Gefahren zu akzeptieren.

Mit seinem zweiten Gedanken schubste der Chemiker die brennende Ölsardine dann aber eindeutig auf den Müllhaufen richtig blöder Ideen: Küchenpapier. Egal ob aus recyceltem Material oder aus frisch gefällten skandinavischen Urwäldern – Küchenpapier ähnelt Surfbrettern, Papier ist eigentlich das falsche Wort. Damit nämlich das sogenannte »Küchenpapier« sich bei Nässe nicht sofort auflöst, werden Zellstoff-Fasern mit Kunstharzen, also Plastik, stabilisiert, so wie im Surfbrett-Bau Glasfasern mit Kunstharzen stabilisiert werden. So etwas soll meinen Sardinen keinen Rauchgeschmack geben.

Ausprobiert habe ich das Rezept natürlich trotzdem: Sieht spektakulär aus, es gibt jetzt einen Rußfleck an der Decke der Versuchsküche und ich habe das verbrannte Plastik im Essen deutlich geschmeckt. Der Geruch erinnerte mich ein wenig an meinen Vater, der in seiner Nebenerwerbsgärtnerei in den Siebzigerjahren Plastik-Torfsäcke noch völlig bedenkenlos auf dem abendlichen Lagerfeuer entsorgt hatte. Ich selber habe bis jetzt regelmäßig Küchenpapier aus dem Eimer mit Gemüseabfällen auf meinem Komposthaufen kompostiert und damit sicher jede Menge Mikroplastik im Garten verteilt. Aber: Küchenpapier ist immer Restmüll, es kann weder kompostiert noch recycelt werden. Wir sollten es sparsam verwenden und Produkte kaufen, die mit dem blauen Engel gekennzeichnet sind, dann ist wenigstens der Faseranteil aus Altpapier.

Ohne die Feuershow kann man Ölsardinen auch einfach kurz in einer Pfanne sanft erwärmen und damit einen sehr einfachen, sehr guten Salat zaubern, der auch mit Camping-Equipment ganz schnell fertig ist. Probieren Sie es aus!

Ölsardinensalat

Zubereitungszeit
30
Back/Gesamtzeit
20
Schwierigkeit

Zutaten für 2 Personen:

Für 4 Personen
  • 1 Mini-Romanasalat Salat
  • ½ Gurke
  • 2 Selleriestangen Sellerie
  • 1 Limette
  • 200 g gekochte Kichererbsen Kichererbsen
  • 4 EL Olivenöl
  • Salz, Pfeffer
  • 1 Dose Sardinen
  • 50 g kleine Knusperbrezeln (Packung) Brezel

1. Salat quer in Scheiben schneiden, etwas zerpflücken, falls nötig waschen und trocken schleudern. Gurke schälen längs vierteln, das Kerngehäuse herausschneiden, die Streifen schräg in Scheiben schneiden. Selleriestangen waschen und in möglichst dünne Scheiben schneiden, die Blätter aufheben. Limette mit einem scharfen Messer schälen. Das Fruchtfleisch rund um die flaumige Mitte herum abschneiden, dann würfeln. Kichererbsen abgießen. Gurkenkerngehäuse und Olivenöl mixen, Limettenstücke unterrühren mit Salz (vorsichtig) und Pfeffer (großzügig) würzen. Kichererbsen, Gurke, Sellerie und Blätter untermischen.

2. Sardinen mit dem Öl aus der Dose in einer Pfanne sanft und vorsichtig erwärmen.

3. Salat in Teller oder Schalen verteilen, Sardinenfilets mit einer Gabel von den Gräten heben auf den Salat legen mit dem restlichen Öl aus der Pfanne beträufeln. Brezeln zerbröseln und auf den Salaten verteilen.