Frauenfußball

Interviews mit Menschen, die wir gut finden. Diese Woche: Katja Kraus, die mächtigste Frau der Fußball-Bundesliga.

Respekt, Frau Kraus, als Vorstand des Hamburger SV sind Sie die mächtigste Frau der Fußball-Bundesliga.
Katja Kraus:
(lange Pause) Und, kommt da noch eine Frage nach?

Nein, eigentlich haben wir auf eine Reaktion von Ihnen gehofft.

»Mächtigste Frau der Bundesliga«, das ist sicher eine hübsche Einordnung der Medien. Ich kann mit solchen Kategorien allerdings wenig anfangen.

Als Sie beim HSV vor sieben Jahren anfingen, lag der Verein noch im Mittelfeld der Liga, mit weniger als 20 000 Zuschauern pro Spiel. Heute gehört der Club zu den beliebtesten in Deutschland, das Stadion ist oft ausverkauft. Wie viel davon ist Ihr Verdienst?
Wahr ist: Der HSV hat seit 1987 keinen Titel gewonnen und unter den Fans war eine gewisse Verdrossenheit zu spüren. Uns fehlten auch die Spielerpersönlichkeiten, mit denen sich die Hamburger früher identifiziert haben: Uwe Seeler, Manni Kaltz, Horst Hrubesch. Was haben Sie dagegen getan?
Wir haben zum Beispiel das Trainingsgelände von Schleswig-Holstein wieder nach Hamburg verlegt, um in der Stadt präsent zu sein. Und wir haben Rafael van der Vaart verpflichtet, der dem HSV neue Strahlkraft verlieh.

Sie gelten als sehr bescheiden. Muss sich eine Frau in der Männerdomäne Fußball so verhalten, um anerkannt zu werden?
Nein, ich glaube nicht, dass es grundsätzlich so ist. Aber ich weiß, dass Zurückhaltung Entschlossenheit nicht ausschließt. Für mich steht fest: Diese Branche ist so überdreht und aufgeblasen, dass es an der einen oder anderen Stelle ganz guttut, mal ein bisschen die Luft rauszunehmen.

Wie reagiert ein Mann wie Karl-Heinz Rummenigge, wenn Sie mit am Verhandlungstisch sitzen?

Gespräche verlaufen grundsätzlich harmonischer, wenn eine Frau dabei ist. Herr Rummenigge war immer sehr nett.

Meistgelesen diese Woche:

Bevor Sie Vorstand des HSV wurden, waren Sie Torhüterin beim FSV Frankfurt und in der Nationalmannschaft. Welcher Spruch hat Sie bisher am meisten genervt?
Ich habe wohl keinen so häufig gehört wie während meiner aktiven Fußballzeit die Aufforderung zum Trikottausch nach einem Spiel. Das war ein Spruch, für den sich die männlichen Zuschauer einfach nicht zu schade wurden.

Ihr Tipp: Wer wird dieses Jahr Deutscher Meister?

Bayern München.

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Katja Kraus, 39, ist seit 2003 beim HSV und einzige Frau im Vorstand eines Fußball-Bundesligavereins. Zuvor war sie Pressesprecherin von Eintracht Frankfurt und Nationaltorhüterin.

Foto: privat