Virtueller Gespiele

Interviews mit Menschen, die wir gut finden. Diese Woche: Kristian Segerstråle, Entwickler von kostenlosen Onlinespielen

Respekt, Herr Segerstråle, anders als Facebook oder MySpace verdienen Sie richtig Geld mit sozialen Netzwerken.
Kristian Segerstråle: Freut uns auch sehr. Aber ohne die sozialen Netzwerke wäre die rasche Verbreitung unserer Spiele natürlich undenkbar.

Was unterscheidet Spiele Ihrer Firma Playfish von anderen Onlinespielen?
Bisher sahen Onlinespiele so aus, dass irgendwelche Nerds Monster abschießen. Bei uns dagegen spielt man mit seinen Freunden, und die Infrastruktur heißt Facebook oder MySpace. Und die Monster?
Fehlanzeige. Unsere beiden erfolgreichsten Spiele sind Pet Society und Restaurant City. Im einen hegt und pflegt man virtuelle Haustiere, im anderen führt man ein Restaurant, stellt also Ober ein, entwirft Speisekarten oder lädt Freunde ein, die das Restaurant dann bewerten.

Klingt mäßig aufregend.

Das sehen die 20 Millionen Spieler von Pet Society und die 16 Millionen bei Restaurant City offenbar anders. Im wirklichen Leben läuft es doch genauso: Ob man mit Freunden Karten spielt oder Monopoly, ist Nebensache. In erster Linie zählt der Spaß, den man mit seinen Freunden hat.

Die Spiele von Playfish sind alle gratis. Womit verdient Ihre Firma dann Geld?
Zum einen mit Warenangeboten wie in der wirklichen Welt: Vor Weihnachten haben wir zum Beispiel vier Millionen Christbäume verkauft – verschiedene Größen, alle für weniger als einen Euro. Pro Tag verkaufen wir 90 Millionen virtuelle Güter. Was nicht heißt, dass alle Spieler dafür mit barer Münze zahlen. Man kann sich auch Punkte erspielen und damit einkaufen. Manche Leute zahlen übrigens dafür, nicht spielen zu müssen.

Wie das?

Nicht jeder hat die Zeit, stundenlang zu spielen. Trotzdem will man natürlich auf der gleichen Spielstufe sein wie die Freunde. Also zahlt man ein wenig und überspringt ein Level.

Meistgelesen diese Woche:

Ihre Firma nahm vor drei Jahren die Geschäfte auf. Hätten Sie sich diesen Erfolg träumen lassen?
Kaum. Unser erstes Produkt hieß Wer hat das größte Gehirn, ein Gedächtnisspiel. Wir schickten es testweise an hundert Freunde in sozialen Netzwerken. Einen Monat später hatten wir 100 000 Mitspieler. Seit gut einem Jahr sind wir profitabel, und vor ein paar Monaten hat uns einer der größten Hersteller von Computerspielen gekauft, für mehrere hundert Millionen Euro. Alles schon sehr erstaunlich.

---
Kristian Segerstråle, 32, ist Mitgründer und Chef von Playfish. Er und seine knapp 200 Mitarbeiter entwickeln Onlinespiele, die derzeit von 60 Millionen Menschen weltweit gespielt werden.

Foto: Tom Donald, Illustration: Marc Herold