Was muss ein echter Held können?

Der ukrainische Balletttänzer Sergei Polunin über die Opfer, die ein Künstler bringen muss, seine Beziehung zur Politik und 28 Millionen Klicks auf Youtube.

Geboren: 20. November 1989
Beruf: Balletttänzer
Ausbildung: Royal Ballet School London
Status: Der aus der Reihe tanzt

Löwe haben sie ihn beim Royal Ballet genannt, weil er sich so geschmeidig auf die Sprünge zubewegt. Weil er höher springt als die anderen. Und vielleicht auch, weil er sich nicht zähmen lässt. Versucht haben es viele. Seine Mutter Galina zuerst. Sie lässt ihn in Kiew an der Ballettschule vortanzen, mit neun. Vier Jahre später wechselt er auf die Royal Ballet School in London, ein Stipendium. Er trainiert härter als die anderen. Oft ist es der Hausmeister, der sagt: Junge, geh schlafen. Mit 17 gehört er zur Kompanie, mit 20 ist er der jüngste Hauptsolist in der Geschichte des Royal Ballet. Und da schert Sergei Polunin aus. Nimmt Drogen, prahlt in den sozialen Netzwerken mit durchfeierten Nächten. Schließlich, mit 22, kündigt er beim Royal Ballet. Ist noch nicht vorgekommen, dass jemand aus dem Osten, der es so weit in den Westen geschafft hat, über Nacht verschwindet und lieber im russischen Reality-TV auftritt. »Bad Boy of Ballet«, betiteln sie ihn seitdem. Er fällt immer wieder auf mit homophoben und sexistischen Tweets – die er natürlich alle nicht so verstanden haben will, die ihn trotzdem auch mal ein Engagement kosten. Eindeutig ist das Putin-Tattoo auf seiner Brust, aber das wird nun häufig von seinem Baby verdeckt. Mir heißt der Kleine, auf Deutsch: Frieden.