Das dachte man ja lange Zeit: dass es die eine Welt gibt, die kleine, in der Frauen leben, die als Models für Unterwäsche ihr Geld verdienen, und die andere, die große, die von Prinzen und Kronprinzen der europäischen Königshäuser bewohnt wird. Und dass sich die beiden Welten nicht berühren. Oder wenn, dann nur sehr heimlich. Wo hätten sie denn offiziell aufeinandertreffen sollen? Im Otto-Katalog? Seit aber die ganze Welt weiß, wo und mit wem sich der schwedische König jahrzehntelang rumgetrieben hat, ist die Verblüffung, wer mit wem was hat, nicht mehr wirklich groß.
Es scheint, als liege der Umkehrschluss inzwischen näher: Je adeliger einer ist, desto eher umgibt er sich mit Unterwäschemodels, in aller Öffentlichkeit. Bei Eva Sannum, einer Norwegerin und Begründerin dieses Trends bei Hofe, war es noch anders. Damals, um die letzte Jahrtausendwende, war sie zu einer Geburtstagsfeier beim norwegischen Kronprinzen Haakon eingeladen. Der spanische Kronprinz auch. Eva und Felipe fingen ein Verhältnis an, das irgendwann aufflog. Entsetzen beim spanischen Königspaar und bei angeblich 97 Prozent der Spanier. Felipe musste sich trennen, die Staatsraison.
Die wäre heute kaum noch ein Thema, viele von Felipes Prinzenkollegen zeigen allen ihre Freundinnen. Sofia Hellqvist zum Beispiel, ein schwedisches Unterwäschemodel, ist mit Prinz Carl Philip liiert, dem Bruder der Kronprinzessin Victoria. Die beiden wohnen zusammen in einem Haus am Stadtrand von Stockholm, davon durfte Felipe damals nicht mal träumen.
Auch Prinz Harry von England ist wohl schwer verliebt in Florence Brudenell-Bruce, Unterwäsche- und Bademodenmodel. Ob man will oder nicht, fällt einem da sein Bruder, Prinz William, ein. Überliefert ist sein Satz: »She’s hot.« Da hatte er zum ersten Mal seine spätere Frau im Visier, als sie bei einer Modenschau an der St. Andrews University ein quasi durchsichtiges Negligee trug.
Vielleicht kommt das Interesse der europäischen Prinzen an Unterwäschemodels daher, dass für sie die Zeugung von Nachkommen immer noch kriegsentscheidend ist und es sich bei einem fast unverhüllten Körper schneller beurteilen lässt, wie gebärfähig eine ist? Viel wahrscheinlicher aber ist das völliger Quatsch.
Jede Zeit hat ihre Modeberufe. Vor ein paar Jahren glaubte man, Frauen, die dann Moderatorinnen würden, bandelten besonders leicht mit Prominenten an (Verena Kerth mit Oliver Kahn), dann galt dies für Schmuckdesignerinnen (Alessandra Pocher, als sie noch Sandy Meyer-Wölden hieß, mit Boris Becker und Oliver Pocher). Jetzt also das Unterwäschemodel. Wie so oft enden auch hier nicht alle Geschichten im Glück: Das Model Elisabetta Canalis ist getrennt von George Clooney, und der slowenische Philosoph Slavoj iek lässt sich nach sieben Jahren nicht mehr von Analia Hounie, ehemaligem Wäschemodel, bezirzen. Was der Adel vorgibt, machen die Sportler nach: Formel-1-Rennfahrer Jenson Button ist mit Jessica Michibata verbandelt, halb Japanerin, halb Argentinierin und von Beruf Unterwäschemodel. Zuvor war er mit Florence Brudenell-Bruce liiert, die jetzt Prinz Harrys Freundin ist. Oder der Fußballgott Cristiano Ronaldo: Jeder, der will, kann seine Freundin Irina Shayk zurzeit im Otto-Katalog sehen, Abteilung Bademoden und Dessous.