Sorrent

Das Problem an Designhotels: Zu oft verstellen sie ihren Gästen den Blick auf das Wesentliche. Vor lauter extravaganten Details lassen sie einen leicht vergessen, worum es eigentlich geht, nämlich darum, eine angenehme Zeit zu verbringen. Ich kenne, ehrlich gesagt, nur ein Hotel, wo das möglich ist: das »Parco dei Principi« in Sorrent, und das wurde in einer Zeit gebaut, als es dieses öde und überflüssige Massenphänomen der Designhotels noch gar nicht gab, nämlich 1962. Entworfen hat es Gio Ponti (1891 – 1979), einer der wichtigsten Architekten und Designer Italiens, von dem auch der elegante Stuhlklassiker »Superleggera« stammt.Fangen wir mit der Umgebung an. Die ist nicht unerheblich – das »Parco dei Principi« liegt in Sorrent, einer der romantischsten Gegenden der Welt. Das Hotel ist von einem Palmengarten eingerahmt und thront auf einer Steilküste aus Tuffstein, weshalb man unbedingt ein Zimmer mit Blick aufs Meer und den Vesuv buchen sollte. Das Blau des Meeres ist hier unglaublich intensiv und muss auch Gio Ponti so gefallen haben, dass er es in sämtlichen Varianten ins Hotel-innere geholt hat: Für die Böden entwarf er blau-weiße Fliesen, die Wände in der Lobby sind aus blau-weißen Keramikkieselsteinen, das Restaurant und die Bar sind mit Majolika-Fliesen in unterschiedlichen Größen, Blautönen und mit reliefartigen Mustern ausgelegt. Alles an diesem Ort wirkt ganz natürlich, nirgends findet man die für Designhotels typische Pseudo-Eleganz. Das »Parco dei Principi« beweist, dass gutes Design nicht innerhalb von fünf Jahren so altert, dass man am liebsten den Abrissbagger kommen lassen würde. Die Zimmer mit Meerblick haben einen Balkon und sind mit Ponti-Möbeln im 60er-Jahre-Stil eingerichtet – alles andere würde nur vom Blick aufs azurblaue Wasser ablenken. Natürlich kann man in dem entzückenden Städtchen Sorrent auch mal einen Aperitif auf der Piazza di Tasso trinken, aber eigentlich bräuchte man das Hotel nicht zu verlassen. Ich kann noch so gestresst sein, nach ein paar Stunden Faulenzen auf einer der riesigen Terrassen oder am Pool bin ich jedes Mal so angenehm eingelullt, als wäre ich auf Thomas Manns Zauberberg angekommen. Mit dem Aufzug gelangt man mühelos an den hoteleigenen Strand, wo sich ein Anlegesteg für Boote befindet und ein kleines Restaurant, in dem exzellente Pizza serviert wird. Abends kann man im Hotelrestaurant von Ponti-Geschirr essen, danach den Nightcup in der Bar einnehmen. Besonders magisch: ganz früh am Morgen auf der Terrasse seinen Cappuccino trinken und zuschauen, wie der Vesuv langsam aus dem Nebel taucht. HOTEL PARCO DEI PRINCIPI, Via Rota 1, 80067 Sorrent, Tel. 0039/08 18 78 46 44, DZ mit Frühstück ab 150 Euro, www.hotelparcoprincipi.com