Dieter Rams, 75, wird 1968 Chefdesigner der Firma Braun, für die er Klassiker wie die Radio-Plattenspieler-Kombination SK 4, den »Schneewittchensarg«, entwirft. Heute finden sich viele seiner Produkte im Museum of Modern Art in New York.
SZ-Magazin: Herr Rams, was ist von 1968 geblieben?
1968 hat mich gelehrt, toleranter zu sein. Gesellschaftlich betrachtet haben die wilden Jahre jedoch wenig Spuren hinterlassen.
Woran sehen Sie das?
Anders als heute herrschte damals eine generelle Aufbruchstimmung, die den Menschen Mut für Innovationen machte – ein Idealzustand, den ich auch jetzt noch erstrebenswert finde. An welches Ihrer früheren Ideale glauben Sie heute nicht mehr?
Daran, die Welt zum Besseren verändern zu wollen. Die Gefahr, missionarisch zu werden und seine eigenen Ideen über die der anderen zu stellen, ist einfach zu groß.
Wurden deshalb so viele militant?
Ja, und das war DER Fehler von 1968. Ich halte jede Art von Gewalt für verwerflich.
Haben Sie denn überhaupt demonstriert?
Nur begrenzt. Ich habe zwar voll und ganz das Ziel der 68er-Bewegung verfolgt, Frieden auf und Ehrfurcht vor unserem Gastplaneten zu erlangen – was ich heute ebenfalls noch unterstütze –, doch ich habe eine tiefe Abneigung gegen jegliche Art von Menschenansammlungen. Deshalb verbot sich mir so mancher Protest.
Erinnert bei Ihnen zu Hause noch etwas an 1968?
In meinem Kleiderschrank hängen noch Button-down-Hemden und Seidenstrickkrawatten. Im Bücherregal stehen Brave New World und Das Genie und die Göttin von Aldous Huxley, im Plattenschrank Cool Jazz und Barockmusik.
Zurück zur Übersicht: 13 Prominente sprechen über ihre Erinnerungen an ein ganz besonderes Jahr.«