Während der Promotour zu Hacksaw Ridge, seiner ersten Regiearbeit seit zehn Jahren, zeigte sich Mel Gibson bis zur Unkenntlichkeit verwuchert mit großväterlichem Rauschebart. Hat da einer einfach etwas länger gebraucht? Schließlich hatte die üppige männliche Gesichtsbehaarung in den vergangenen Jahren Hochkonjunktur – Hipsterbärte wurden ausgerufen, immer mehr Bartpflege-Produkte kamen auf den Markt und in den Großstädten machte ein rustikaler Barbershop nach dem anderen auf. Ungefähr die gesamte männliche A-Liga Hollywoods hat sich Vollbärte stehen lassen.
Doch während die getrimmten Versionen von Brad Pitt, George Clooney, Ryan Gosling oder John Hamm ihren Trägern vor allem eine gute Portion Verwegenheit und Sexyness verleihen, liegt der Fall bei Gibson anders: Er erinnert mit seinem wild wucherndem Kinnfell eher an einen hutzeligen Gartenzwerg.
Ist das Gibsons Art, der Welt zur zeigen, dass ihm herkömmliche Attraktivitätsideale inzwsischen egal sind und er – ganz untypisch für Hollywood - im Reinen ist mit seinem Alter? Während Botoxbehandlungen längst auch bei der männlichen Prominenz zum Standardprogramm geworden sind, steht der 60-Jährige schließlich erfrischend schamlos zu seinen Falten. Doch hinter seiner Gesichtsverwilderung steckt mehr - auch wenn Gibson behauptet, er lasse sich nur aufgrund der Dreharbeiten für einen neuen Film mit Sean Penn so zuwuchern.
Mit Filmen wie Mad Max, Lethal Weapon oder Braveheart wurde Gibson einst als Actionstar und Frauenschwarm berühmt und gehörte bis in die frühen 2000er Jahre zu den ganz Großen der Branche. Dann folgt der Sturz: Gibson kommt als ultrakonservativer Katholik in die Kritik, macht wiederholt mit rassistischen, antisemitischen oder sonstigen beleidigenden Aussagen von sich Reden, wird wegen Trunkenheit am Steuer festgenommen, von seiner Exfrau wegen häuslicher Gewalt verklagt und schließlich von der Branche und den Medien größtenteils verschmäht.
Seit diesen Skandalen hat sich Gibson aus der Öffentlichkeit weitgehend zurückgezogen - auch dafür steht der Rauschebart. Erst kürzlich stieß eine Gruppe junger Wanderer in den irischen Bergen auf einen vergnügten älteren Bergsteiger: Mel Gibson, getarnt als perfekter Alm-Öhi. Mel Gibson hat sich über die Jahre – im wahrsten Sinne des Wortes – ein dickes Fell zugelegt. Sein Bart ist damit nicht nur ein Versteck, er demonstriert auch neue Stärke. Und der Plan scheint aufzugehen: Hacksaw Ridge wurde bisher positiv aufgenommen, weitere Projekte befinden sich in der Planung. Und falls es doch nichts wird mit dem Comeback: Nikolausposten zu besetzen, gibt es ja dieser Tage viele.
Das Weihnachtslied dazu: Let it grow, let it grow, let it grow
Wird getragen von: Nikolaus, Gartenzwergen, Alm-Öhis, David, dem Klabauter
Wird getragen mit: Zipfelmütze, Latzhose, Gartenschere, gegerbter Haut, Stirnfalten, Holzfällerhemden
Foto: Gettyimages / Steve Granitz