Auf der Vanity-Fair-Oscarparty sind nicht nur die gewagteren Kleider zu sehen als bei der Preisverleihung selbst, es gibt auch den besseren Gossip. So soll Justin Bieber nicht den Haupteingang genommen und an der Seite seiner Frau posiert haben, weil die gerade einen Social-Media-Zwist mit seiner Ex-Freundin Selena Gomez hat.
Sehr viel plausibler wäre folgende Erklärung: Bieber hat schlicht keine Lust, im Eingangsbereich auf dem Präsentierteller rumzustehen und in die Kamera zu gucken. Die wirklich großen Stars brauchen den roten oder champagnerfarbenen Bodenbelag mit lukrativen Designerdeals nicht. Ihre Bodyguards wissen, wie man durch die Hintertür reinkommt, und dann kann man einfach anziehen, was man will. Zum Beispiel eine bunte Häkeldecke mit (noch) nicht näher bekannter Herkunft.
So oder so ist der Sänger damit »on trend«, wie man so sagt. Decken waren zuletzt erstaunlich häufig zu sehen. Pharrell Williams ließ sich mit einer seines neuen Arbeitsgebers für seine Jobverkündung bei Louis Vuitton fotografieren, die er sich dazu wie beim Inhalieren über den Kopf zog. Kurz darauf waren Decken auf und neben dem Laufsteg zu sehen.
Bei Burberry lagen sie bei winterlichem Februarwetter nebst Wärmflaschen auf den Plätzen und wurden anschließend, ungefragt, als knallheiß begehrtes Souvenir mitgenommen. Bei Etro warteten ebenfalls Decken auf den schattigen Plätzen – hier trugen aber auch viele der Models um den Körper gewickelte Karodecken. In Paris zog dann noch Saint Laurent nach, wo Decken mit großen Broschen zu Jacken drapiert wurden oder einfach wie ein Fähnchen im Wind nach hinten wegflatterten. Wenn hier also nicht alle schief gewickelt sind, wird uns die Decke als neues modisches Accessoire demnächst noch häufiger begegnen.
Homeoffice-Herleitungen für Trends kann keiner mehr hören, in diesem Fall gilt die einzig gültige Ausnahme, weil die Decke tatsächlich ein unfreiwillig treuer Begleiter dieses Winters war. Im Homeoffice mit gedrosselter Heizung oder am runtergekühlten Büroplatz haben Frauen wie Männer in den letzten Monaten mit verschiedenen Wickelformen experimentiert. Zudecken, einwickeln, überwerfen – Meterware ist nämlich vielseitiger und praktischer als eine Strickjacke, außerdem leichter zu falten, um sie auf dem Platz liegen zu lassen. Ausgefallener ist das »Eindecken« natürlich sowieso, irgendwie auch herzerwärmender.
Eine Decke vermittelt sofort Geborgenheit. Säuglinge werden kurz nach der Geburt häufig in Decken gewickelt (Fachsprache: Pucken). Wenn Kinder frierend aus dem Wasser kommen, schlägt man sie in ein Tuch oder eine Decke ein, auch Fußballer kriegen im Winter auf der Ersatzbank eine übergeworfen. Und nicht zuletzt werden Menschen, die verletzt sind, unterkühlt oder unter Schock stehen erst mal in eine Decke gehüllt. Sie ist der erste Unterschlupf und spendet immerhin ein paar Quadratmeter Sicherheit.
Die brauchte Justin Bieber auf der Party wahrscheinlich eher nicht, vielmehr dient die Hippie-Häkeldecke hier auch als wärmter Stinkefinger in Richtung klassischer Oscar-Fashion. Während Florence Pugh mit riesiger Stola auflief, hüllte Bieber sich demonstrativ in ein buntes Platzdeckchen. Selbstgemacht sieht sie eher nicht aus, aber ganz sicher wird man die nächsten Tage noch erfahren, von welcher Marke das Häkelmodell stammt. Wie heißt es im Showgeschäft: stay tuned!
Typischer Instagram-Kommentar: »Haha, ein Deck-Hengst!«
Das sagt der Mallorca-Urlauber: »Die kann man ja auch super zum Liegen reservieren benutzen«
Passende Comic-Figur: Linus aus Snoopy