Rihanna hat am Silvesterabend für eine Rolle in der Sesamstraße vorgesprochen - anders lässt sich ihr plüschiges Partyoutfit nicht erklären. Zum rosa Minikleid aus Lammfell trug die Sängerin nicht nur ein Paar Nylonsöckchen mit Federkranz (übrigens aus ihrer eigenen Linie für die amerikanische Firma Stance Socks), sondern band sich zur Sicherheit auch noch eine Fuchsstola in Bonbon-Farben um die Taille. So ist dann auch das tierische Kleidchen selbst vor dem bitteren Erfrierungstod geschützt.
Davon abgesehen, dass pluderiger Kuschelbehang in der Hüftregion alles andere als der Figur schmeichelt, ist er vor allen Dingen unfassbar unnötig und verschwenderisch: auch wenn New York zum Jahresende klirrend kalt sein kann, die zwei Meter von der Limo zum Club hätte Rihanna auch ohne Bauchpelz geschafft. Und die Tatsache, dass ein Mini(!)kleid, welches gerade mal den Bereich vom Brustansatz bis zur unteren Pobacke abdeckt, ausgerechnet aus dem wärmendem Fell eines Babyschafs gefertigt wird, ist ohnehin die reinste Perversion. Rihannas pastellfarbener Pelzbehang ist der Gipfel der Dekadenz.
Verantwortlich für das rosa Minikleid ist Fendi. Bereits in den Sechzigern verhalf Karl Lagerfeld dem italienischen Traditions-Modehaus mit seiner Vision des sogenannten »Fun Furs« zu neuem Glanz. Damals noch eine Manifestation bürgerlichen Wohlstands, begann das Image des Pelzmantels ab den Neunzigerjahren kräftig zu bröckeln, nicht zuletzt dank spektakulärer PETA-Kampagnen und Protesten von Tierschützern. Doch wer glaubte, die Pelzindustrie stürbe danach einen langsamen, unglamourösen Tod, hat sich getäuscht: Pelz boomt, und das nicht nur unter den Neureichen von Peking bis Dubai, sondern seit einigen Jahren auch wieder in Europa.
Das liegt ganz sicher nicht an einer plötzlichen Kältefront, sondern an dem bedenklichen Vormarsch der süßlichen Pelz-Accessoires, mit denen sich die Industrie - und auch Fendi - gerade zu rehabilitieren versucht. Sie finden sich an jedem unsinnigen Ort, den die Bekleidung zulässt: Pelzpuschel auf Bommelmützen, als Schlüsselanhänger oder Schuhapplikation - in der aktuellen Fendi-Kollektion gibt es sogar einen Pulli mit applizierten Wimpern aus buntem Fuchspelz. Verblendet von deren vermeintlicher Niedlichkeit scheinen viele über modisch eingefärbte kleine Pelzfetzen regelrecht in Verzückung zu geraten und ihre ethischen Bedenken über den Haufen zu werfen. Der Pelz-Puschel fungiert damit gewissermaßen als Einstiegsdroge: Bunt und in Mikro-Portionen kann sich (fast) jeder ein bisschen haarigen Luxus leisten. Doch hinter dieser Kuscheltier-Psychologie verbirgt sich ein Produkt, dessen Beschaffungskonditionen weiterhin grausam und eben alles andere als »fun« sind.
Bei akuten Erfrierungsängsten im Knöchelbereich empfehlen wir Rihanna fürs nächste Mal die gute alte Wollstrumpfhose. Wolle ist schließlich auch ein tierisches Produkt und bunt einfärben kann man es auch - überzeugt vielleicht sogar den Castingdirektor der Sesamstraße.
Nicht zu verwechseln mit: Tiffy aus der Sesamstraße,
Wird außerdem getragen von: Neandertalern, neureichen Rappern
Trageanlass: Auf Minusgrade heruntergekühlte Nachtclubs in Dubai
Wird getragen mit: Rolex, Python-Tasche, Overknees
Das Kinderlied dazu: Gans, du hast den Fuchs gestohlen
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