Haudegen im Büffelfell

Kurt Russell ist ein toller Schauspieler, klar. Auf Fotos vom Stadtbummel mit seiner Partnerin Goldie Hawn findet unsere Modekolumnistin allerdings den wahren Grund dafür, warum er die Hauptrolle in Tarantinos Schneewestern »The Hateful Eight« bekommen hat.

Es gibt natürlich lauter gute Gründe, einen Schauspieler wie Kurt Russell als Kopfgeldjäger John »The Hangman« Ruth im neuen Tarantino-Film The Hateful Eight zu besetzen. Alter Haudegen, verwittertes Gesicht, irre Augen, tiefe Stimme, Hang zur durchgestuften Trapper-Frisur. Wer ihn aber einmal durch seine zweite Heimat Aspen (in gewissen Kreisen auch bekannt als »das amerikanische Sankt Moritz«) hat spazieren sehen, erkennt sofort, was Tarantino wirklich überzeugt haben muss: Keiner kann so gut Schnee-Western-Look tragen wie er. Was nicht unwichtig ist, wenn man einen Schnee-Western drehen will.

In diesem Genre geht es nämlich nicht um Jeanshemdchen und Cowboyhut und Redwing-Boots und mal eine Jacke mit Lammfellkragen - also das Brokeback-Mountain-Kostüm. Sondern um das wirklich schwere Geschoss aus der modischen Asservatenkammer: schwere Mäntel, Tierfell, Plüsch, XXL-Volumen, Bodenlänge.

Der Mantel, den Russell im Film trägt, sieht aus wie das Bärenfell aus The Revenant. Laut der Kostümbildnerin handelt es sich jedoch um ein Büffelfell, das trotzdem 10 Pfund wiegt. Am Ende der Dreharbeiten soll Russell das Ding liebevoll »Big Boy« genannt haben.

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Privat trägt der Schauspieler passend zum vergleichsweise milden Winter die Light-Version. Eine feste Jacke mit Navajo-Muster und flauschigem Kragen. Dazu Hut, Lammfellhandschuhe, Jeans und Boots, was sehr viel lässiger ist als dieser Lodenmantel, den Arnold Schwarzenegger kürzlich bei der Streif anhatte – der Mann ist halt nur Aushilfscowboy und sprachlich wie modisch immer noch tief in der Steiermark verwurzelt.

Und natürlich ist es auch viel lässiger als das, was die Frau an seiner Seite, Lebensgefährtin Goldie Hawn, da trägt. Dicke Wintergarderobe kann die männliche Statur eben grundsätzlich besser ertragen. Frauen wirken in voluminösen Mänteln und Jacken entweder verloren oder überladen. Die »Alles möglichst nah an den Körper pressen«-Variante, zu der viele Frauen deshalb mit schmal geschnittenen Daunenjacken tendieren, ist ein logischer Schritt - viel besser macht es das nicht. Auch das winterfeste Schuhwerk zwischen Moon- und Uggboots ist ein ewiges Martyrium für alle Beteiligten. Dafür tun sich Frauen immerhin mit der Sommergarderobe meistens leichter als die Männer.

Das Gute ist: Einen Mann wie Kurt Russell interessiert all das nicht im Geringsten. Er ist auch mit Goldie Hawn durch die Kälte spaziert, als sie deutlich schlimmeren Outfits trug, und hat sie trotzdem immer liebevoll unterhaken lassen. Zurück auf der Ranch legt Kurt dann ein paar Holzscheite im Kamin nach, damit Goldie schnell aus ihrer Daunenjacke schlüpfen kann, und dann kuscheln sie sich auf einem Replikat von »Big Boy« gemütlich vor dem Feuer zusammen. So wie immer in den 33 Jahren, die die zwei nun schon skandal- und trauscheinfrei zusammen verbringen.

Wem da nicht warm ums Herz wird, der ist zumindest bestens geeignet, sich Tarantinos The Hateful Eight anzuschauen. Von Winterromantik auch hier keine Spur.

Wird getragen von: Echten Cowboys und solchen, die es gern wären
Das sagt der Orthopäde: Wo haben Sie denn diese Rückenmuskulatur her?
Typischer Instagram-Kommentar: Gibt's die Jacke auch als Teppich?

Foto: Bulls Press