Null Gegentore nach fünf Spieltagen und die ununterbrochene Führung der Bundesliga seit Saisonbeginn – bei Borussia Dortmund spielt sich auf dem Rasen derzeit Sehenswertes ab. Und auch am Spielfeldrand gibt es einen neuen »Hingucker«: Peter Bosz, der neue BVB-Trainer, drückt stets im feinen Zwirn die Trainerbank und sieht dabei eher so aus, als würde er sich eine italienische Luxusmodenschau als ein Fußballspiel anschauen.
Figurbetonter Anzug, weißes Hemd, dazwischen gern noch ein geknöpfter Cardigan – das ist die Lieblingskluft des Niederländers. Damit steht er nicht nur im Kontrast zur beständigen Trainingsanzugs-Garderobe des ewigen BVB-Trainers der Herzen, Jürgen Klopp, sondern entspricht auch so gar nicht dem Sinnbild der einstigen Kohlepott- und Arbeiterstadt Dortmund.
Eine Erklärungshilfe für die Betonung seines Namens kann die Kleiderwahl wohl kaum sein, schließlich spricht sich der Niederländer aus wie die Waschmaschine, nicht der Herrenanzug.
Ist der elegante Aufzug ein Abbild seines Trainingsstils? Peter Bosz gilt als eher ruhig und gefasst – dem impulsiven Jürgen Klopp wären bei seinen gestenreichen Emotionsausbrüchen im Maßanzug wohl eher die wollgewebten Ärmel gerissen.
Doch mehr als Ruhe und Zurückhaltung versprüht die vornehme Kleiderwahl einen gewissen »Mann von Welt«-Charme. Lange Zeit waren internationale Turniere wie die Champions League der einzige Anlass für viele Fußballtrainer, sich schick zu machen – sogar Jürgen Klinsmann tauschte dort einst Sneaker, Jeans und Poloshirt gegen Anzug, Hemd und Lackschuhe. Bis heute findet sich allerdings entgegen zahlreicher Gerüchte keine festgelegte Kleiderordnung im Regelwerk der UEFA – die Trainer können tragen, was sie wollen.
Doch das scheint eben zuletzt immer häufiger der Designer- statt Trainingsanzug zu sein. In Deutschland fing die Etablierung des »stylishen Fußballtrainers« einst mit Jogi Löws taillierten Hemden an, in die Bundesliga brachte den Style dann der damalige Bayern-Trainer Pep Guardiola – übrigens erklärterweise einer von Bosz' Inspirationsgebern. Nach seinem Ausscheiden als BVB-Trainer machte jetzt sogar Bosz' Vorgänger Thomas Tuchel, zu Amtszeiten eher sportiv unterwegs, mit einer Modestrecke im aktuellen Zeit-Magazin Mann von sich Reden – das Netzfeedback darauf rangierte irgendwo zwischen dem »Swag des Thomas Tuchel« und einer möglichen Selbstverwirklichung als New Yorker Fashion Blogger.
Ist es abgehoben und hochnäsig, als Trainer eines Sportvereins wie der CEO einer Schweizer Uhrenmarke aufzutreten? Wir halten es da wie die UEFA: Jeder, wie er will. Und ein bisschen mehr »Swag« am Spielfeldrand kann doch wirklich niemandem schaden. Im Falle Bosz spiegelt sein äußeres Erscheinungsbild wohl eher seine ambitionierte Arbeitsweise, sein Streben nach Größerem wider. Angefangen bei kleinen niederländischen Vereinen führte er als Trainer in der letzten Saison Ajax Amsterdam zur Vizemeisterschaft, der BVB ist nach Tel Aviv erst seine zweite Auslandsstation. Bosz ist einer, der sich hochgearbeitet hat. Und damit passt er ja dann doch ganz gut in die Industrie- und Arbeiterstadt.
Wird getragen mit: Kaschmir-Cardigan, Luxusuhr, Erfolg
Das sagt Hans-Joachim Watzke: Jetzt bloß nicht das Outfit wechseln, denk an Jogis Glückshemd!
Typischer Instagram-Kommentar: #suitup
Ina Fassbender/dpa