So schnell kann’s gehen. Vor ein paar Wochen noch hätte man den Look von Clint Eastwood einfach so abhandeln können. Kurz mal bemerken, wie lässig der mittlerweile 86-Jährige immer noch daherkommt. Mit seinen »No Nonsense«-Klamotten und dem verwitterten, meist ein bisschen grumpfigen Gesichtsausdruck unter dem New-York-Fire-Department-Baseballcap. Die eigentlich hoffnungslos uncoolen Bequemschuhe loben, die ja dann doch wieder cool sind im Vergleich zu all den überrüstigen Rentnern, die nicht nur im übertragenen Sinne noch mitten im Leben stehen, sondern das auch ganz konkret mit nagelneuen Nike-Sneakern oder Stan Smiths demonstrieren müssen. Da passen zwar die orthopädischen Einlagen nicht so gut rein, aber das Schönsein und das Leiden, das haben ja schon lange nicht mehr nur die Frauen und die Jungen für sich gepachtet, auch das ist heute endlich für alle da.
Geht jetzt natürlich alles nicht mehr nach diesem Wahlergebnis. Denn bekanntlich hat Clint Eastwood als so ziemlich einziger Hollywoodstar öffentlich die Republikaner unterstützt; wie er das als Parteimitglied eben jedes Mal mehr oder weniger macht, falls sich noch jemand an die legendär verstörende Rede an einen leeren Stuhl auf dem Parteitag 2012 erinnert. Aber nun, da Trump gewonnen hat und alle Welt Kopf steht - kommt da nicht auch der Look des Regisseurs und Schauspielers ganz anders rüber? Von wegen cooler, alter Hund und Haudegen, da sitzt doch der Posterboy des alten, reaktionären Amerikas!
Schon sieht das Baseballcap nicht mehr nach Normcore oder Filmset-Gedöns aus, sondern nach Trump und seiner »Make Amerika Great Again«-Bestseller-Kappe. Die braune Baumwollhose, die Military-Jacke, die Schuhe? Signalisieren plötzlich weniger »I couldn’t care less«, sondern erscheinen hoffnungslos altmodisch und rückwärtsgewandt. Dazu trägt der Mann stur T-Shirts unter Polohemden und den Gürtel bis über den Bauchnabel hochgeschnallt – ganz wie der alte, verbohrte Walt Kowalski in Gran Torino!
Andererseits: Eastwood hat sich noch nie darum geschert, was andere über ihn und sein Auftreten denken. Seine Produktionsfirma heißt nicht umsonst »Malpaso Productions«, zu deutsch so etwas wie »falscher Schritt«. Sein Agent soll die Zusammenarbeit mit Sergio Leone nämlich damals für einen ebensolchen, also für eine ganz dumme Idee gehalten haben. Es kam bekanntlich anders und Eastwood lief für ein paar Händevoll Dollar in seinen besten Jahren ständig im Fransen-Poncho rum. Eigentlich kein Wunder, dass der Mann mit modischen Dingen bis auf weiteres abgeschlossen hat.
Wird getragen von: Amerikanischen Rentnern, Normcore-Fans
Typischer Instagram-Kommentar: Make Amerika comfy again!
Das sagt die neue Freundin: Kannst du dir für eine Handvoll Dollar nicht mal was Flotteres kaufen?
Foto: Gettyimages / James Devaney