Der »Brothel Creeper,« zu Deutsch »Leisetreter«, ist ein Kind der Fünfzigerjahre. Erfunden hat ihn der englische Schuhmacher George Cox, und ein Rätsel bleibt, wie das Schuhungetüm mit der armdicken Plateausohle aus Krepp zu seinem Namen kam. Denn es waren ausgesprochene Lauttreter wie die Teddyboys und die Rocker, später auch die Punks, die ihn groß rausbrachten. Eher laut als leise ist auch sein akustischer Auftritt, der dem eines Skischuhs ähnelt.
Der Creeper war und ist in seiner Unförmigkeit ein Klassiker der Jugendkultur, ein Affront gegen die Förmlichkeit und Eleganz der Erwachsenenwelt. Umso mehr verwundert es, dass er nun über die Laufstege rumpelt, und zwar ausgerechnet bei den Filigranmeistern der Mode: Für Jil Sander hat Raf Simons einen klassischen Oxford einfach höhergelegt, bei Lanvin gibt es Lackleder auf grauem Gummi. Damit haben beide das Rad schon ein wenig weiter gedreht als noch John Galliano und Comme des Garçons, die den Trend vor zwei Jahren lostraten – allerdings noch als reines Zitat. Es darf also geklotzt werden, ruhig auch zum Anzug. Leisetreter gibt es schließlich genug auf der Welt.